Nr. 2: How is it going [bis 4. Februar 2018]

Übler Winter

In North und South Carolina haben die Pflanzen den seit vielen Jahrzehnten härtesten Winter durchgemacht. Eine Woche lang Kälte und Schnee, das haben uralte Washingtonia (Petticoatpalmen) und hochstämmige Cycas (Palmlilien) nicht überlebt. Überall stehen die trockenen Stümpfe in den Gärten. Statt Klimaerwärmung Klimaabkühlung, aber auf jeden Fall Klimaveränderung. An der Küste südlich Charleston hat Sturm Mathew gewütet und die Küstenlinie mal eben um 10 Meter verschoben, Dünen versetzt und die Wurzeln der Waldränder freigelegt. Kiefern müssen gerodet werden, weil sie bei versalztem Boden langsam eingehen. Im Hunting Island State Park laufen die Aufräumarbeiten…

Küstenwald-Hunting-Island-State-Park-South-Carolina Nr. 2: How is it going [bis 4. Februar 2018]
Hunting Island State Park, South Carolina

Reis adé

Für 150+ Jahre stand der Reisanbau in der Gegend um Charleston hoch im Kurs. Dank Sklaven, um die Arbeit in den gefluteten, unbeschatteten Feldern mit Mücken und Malaria zu erledigen, konnten sich die englischen Gutsherren stattliche Villen aufbauen (die riesigen Ländereien bekamen sie geschenkt….), die Touristen wie wir heute anschauen können, auch in Stadtvierteln wie in Charleston. Seit rund 1900 ist der kommerzielle Reis-Anbau vorbei, die Reisfelder werden von der ursprünglichen Vegetation mit Sumpfzypressen, Süß- und Sauergräsern zurückerobert. Und dazwischen als exotischer Anblick Sägepalmen (Sabal palmetto, Sabal minor) im Wasser, die im Übrigen die Kältewelle als heimische Art am besten von allen überstanden haben.

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Hampton Plantation, Francis Marion National Forest, South Carolina
Küstenwald-Hunting-Island-State-Park-South-Carolina Nr. 2: How is it going [bis 4. Februar 2018]
Charleston, South Carolina

Live Oak

Sie mögen wie die Angel Oak „nur“ 200 Jahre alt sein, aber Live Oaks (Quercus virginana) sind imposante Eichen mit weit ausladenden, oft waagerechten Ästen und 20-25 m Kronendurchmesser. Den ehemaligen Plantagen sei Dank, stehen sie in NC und SC allenthalben als verwunschene Alleen oder z.T. mitten im Wald.

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Angel Oak, Charleston, South Carolina
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Quercus virginiana, Santee Coastal Reserve, South Carolina

Zu Wasser und zu Lande

Da der deutsche Leiter des Santee Coastal Reserves unser Wohnmobil und wohl auch uns ganz interessant fand, hat er uns auf eine morgendliche Bootstour eingeladen. Eine rasante Fahrt mit 200 PS Außenborder durch Kanäle und Sumpfflächen hat die Enten, Gänse, Kormorane, Ibisse und Reiher zu hunderten nur so auffliegen lassen, ein interessanter Einblick in den Tag eines Rangers. Beschaulicher ging es bei unserer ersten Kanutour zu, 8 km paddeln durch Sumpfland, ein schöner Einstieg. Die Fahrräder sind auch schon im Einsatz, wenn uns sonnige Tage hold sind.

Küstenwald-Hunting-Island-State-Park-South-Carolina Nr. 2: How is it going [bis 4. Februar 2018]
Combahee River, Ace Basin National Wildlife Refuge, South Carolina
Küstenwald-Hunting-Island-State-Park-South-Carolina Nr. 2: How is it going [bis 4. Februar 2018]
Combahee River, Ace Basin National Wildlife Refuge, South Carolina

Willy ist ’ne Wucht

Wir sind ja bekanntermaßen durchaus kritisch, aber bei Willy haben wir noch kein Haar in der Suppe gefunden. Die Technik läuft, die Temperatur in der Wohnkabine ist genial, wir bleiben bei Außentemperaturen von bisher maximal minus 2 °C innen ohne Heizung bei 16 °C. Ernährungstechnisch müssen wir auf nichts verzichten (im Ofen brutzelt gerade eine Pizza), die Sitzgruppe ist gemütlich, das Alkoven-Schlafgemach trotz Rücken bequem, die Dusche groß und das Konzept des Eingangs als Schmutzschleuse und doppeltürige Isolierung geht voll auf.

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Santee Coastal Reserve, South Carolina

Müll

Der Osten Amerikas hat ein ausgewachsenes Müllproblem. Entlang sämtlicher Straßen, egal ob Landstraße oder Interstate, türmt sich das, was wer auch immer an Plastik, Matratzen oder Reifen aus dem Fenster wirft. Fast-Food sei Dank. Süditaliener würden sich hier richtig wohl fühlen, denn es sieht genauso aus wie bei ihnen zu Hause… Warum adaptiert man hier nicht das Konzept des „Adopt a highway litter control“, das im Westen der USA so wunderbar funktioniert?!