Entfernungen richtig einschätzen

Amerika ist groß

„Amerika ist groß“, das erzählt einem jeder Reiseführer und lehrt jeder Geographielehrer in der Schule. Wie groß die Vereinigten Staaten wirklich sind, geht uns aber erst mit den Reisejahren in seiner ganzen Tragweite auf. Erst recht, wenn man Alaska und Canada dazu nimmt. Drei bis vier Stunden Fahrtzeit pro Tag sind selbst dann eher die Regel als die Ausnahme, wenn man „nur“ den Bundesstaat Utah bereisen möchte oder „ein bisschen“ New Mexico auf der Wunschliste hat. Wo es sich in Deutschland kaum lohnt, von einem Ort zum anderen aufs Gaspedal zu treten, weil einen die nächste Geschwindigkeitsbegrenzung ausbremst, schrubbt man in den Staaten Meile um Meile ohne Ortsdurchfahrten. Kommt man mit den Fahrtstrecken nicht hinterher, sieht man sich in Kürze gezwungen, Reiseziele auszulassen. Oder man muss auf die gemütlichen Reiseaspekte wie ein Päuschen am Nachmittag oder die Lesestunde am Abend zugunsten von Fahrtzeiten verzichten. In unseren fünf Schleifen durch den Westen der USA in fünf  mal drei Monaten bekommen wir rund 100.000 km oder 60.000 Meilen zusammen.

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San Rafael Swell, Utah

Angesichts der langen Fahrtstrecken haben wir uns angewöhnt, diese zu nutzen, z. B. für Emails, Büropflichten oder die Reisenotizen, sofern es die Straßenverhältnisse erlauben. Das Sichten, Beschriften und Bearbeiten der Digitalfotos geht während der Fahrt leider nicht, da hierfür eine ruhige Hand und eine optimale Auflage für die Maus nötig ist, sonst kostet alles unendlich viel Zeit. Echte Weltreisende werden sich denken: Diese Anfänger! Die haben die Langsamkeit des Reisens noch nicht verinnerlicht. Genauso ist es! Da wir jedes Jahr „nur“ drei Monate unterwegs sind, kribbelt es uns auf jeder Reise unter den Fingernägeln, denn es gibt so unendlich viel zu entdecken. Ein ganzes Leben reicht gefühlsmäßig nicht aus, um all das zu erwandern, was Amerika an Highlights zu bieten hat. Denn wir reisen nicht um des Daseins willen, sondern wir möchten etwas erleben, fühlen, riechen, sehen, entdecken, erobern und in die Natur eintauchen.

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Bear River Valley, Oneida Reservoir, Cache National Forest, Idaho

Das Den-Tag-Tag-sein-lassen ist (noch nichts) für uns, wir wollen aktiv sein, die Zeit nutzen. Wieder Kopfschütteln der Globetrotter? Macht nichts, vielleicht haben wir ja irgendwann auch so viel Zeit, dass es egal ist, ob wir heute oder morgen oder erst nächste Woche etwas unternehmen. Doch bis dahin ist jeder Reisetag ein wertvoller Tag und will genutzt sein! Nachtrag: 2018 haben wir auch dieses Ziel erreicht, unsere Reise-Open-End startet.