Einkaufen in den USA

Shopping in Amerika

Eigentlich gibt es zum Thema „Einkaufen“ in den USA nicht viel zu sagen. Es gibt schlicht alles, was es in unseren deutschen Läden auch zu kaufen gibt, vom Obstsaft bis zum frischen Gemüse und täglich frischen Backwaren. Man ist mitnichten nur auf Fast- und Genfood angewiesen! Praktisch sind die „shopping cards“, Plastikkarten, die man schon beim Erstbesuch am „customer service“ binnen rund 5 Minuten bekommt und die einem am Ende an der Kasse die Rabatte gutschreiben, die an den Regalen ausgewiesen sind. Beliebt sind Mehrkäufe wie „buy 3, get 1 free“, aber auch ganz normale Preisnachlässe sind gängig. Ob man nach ersten Erfahrungen Wal-Mart ablehnt, Safeway bevorzugt oder doch lieber zu Vons oder Organics-Ketten geht, bleibt jedem selbst überlassen.

Was nicht die täglichen Nahrungsmittel, sondern die Konsum-Hardware anbelangt, haben wir Shoppingtouren in „Outlets“ und Co. aufgegeben. Wir sind keine Schnäppchenjäger, schon gar nicht an überaus wertvollen Reisetagen, in denen wir raus in die Natur wollen und nicht in stickigen Konsumtempeln herumlaufen wollen. Angesichts heutiger Freigepäckgrenzen von 23 Kilogramm pro Person relativieren sich „Schnäppchen“ ohnehin sehr rasch. Sobald ein kostenpflichtiges Extra-Gepäckstück für $ 90 und mehr fällig wird, sind die tollen Prozente schnell dahin. Und mal ehrlich: Made in China sind die Sachen überall?

Apropos „made in China“: In dieser Hinsicht weicht bei mir anfängliche Verwunderung bald Empörung und endet im Boykott. Ich würde gern in den Geschäften innerhalb der Nationalparks einkaufen: Bücher, Nippes, Kleinkram. Der Grund: Ich bilde mir ein, der Umsatz und Gewinn aus dem Verkauf kommt der richtigen Stelle zugute, nämlich den Parks und damit dem Naturschutz. Doch leider komme ich auf die dumme Idee, mir mal die Herkunft der dort angebotenen Produkte anzusehen. Alles aus China! Alles importiert. Kein „made in the USA“, geschweige denn „local“. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir leben in einer globalisierten Welt, in der Produkte irgendwo hergestellt werden und ich täglich Dinge von weiß Gott wo konsumiere. Aber China ist bislang bekannt dafür, wenig bis keine Naturschutz- und Umweltschutzstandards einzuhalten. Doch genau darauf sollten die Nationalparks meines Erachtens Wert legen, schließlich sind sie die Vorreiter der Nationalparkbewegung und somit des Schutzes einzigartiger Landschaften, Tiere und Pflanzen weltweit. „America’s best idea“ sollte nicht mit Produkten vermarktet werden, die der Erde anderswo Schaden zufügen, oder? Wenn jedoch noch nicht einmal Fotobände amerikanischer Fotografen mit Motiven aus amerikanischen Nationalparken in den USA gedruckt sind, sondern „in Korea“ oder „in Taiwan“, ja noch nicht Mal Dinge, die das Nationalpark-Logo tragen, „homemade“ sind, dann finde ich das kritisch. Einzig Handwerksprodukte der Indianer sind „locally produced“. Doch da sich Keramik schlecht im Koffer transportieren lässt und ich keinen Schmuck trage, ist dieses Kapitel schneller zugeschlagen als geöffnet. Übrig bleiben Patenschaften, die ich für Präriehund, Dickhornschaf und Co. in den Visitor Centern durch einmalige Entrichtung einer Gebühr „übernehme“. „Shopping“ läuft bei uns in Etwa so ab, falls es denn überhaupt stattfindet: Sonntag, 28.11., Rocky Mountains National Park, Visitor Center: Ich nötige H.P. zu einem Rundgang durch die Souvenirshops auf der Suche nach Mitbringseln für Verwandte, Freunde und Mitarbeiter zu Hause. H.P. beginnt schon nach Kurzem mit seinen Gähnanfällen: zwei Mal Gähnen pro Minute. Und ich finde nichts. Zurück im Auto macht sich H.P. Luft über die Schrecklichkeit all‘ der nutzlosen Dinge, die dort angeboten werden. Das mag ja richtig sein, aber was mitbringen muss ich trotzdem. Das gehört sich gesellschaftlich so. Oder sollten wir künftig einfach „nur“ unsere Fotobücher verschenken?“

Dass Einkaufen aber auch in den Staaten richtig Spaß machen kann, zeigt dieses Beispiel, Samstag, 4.12., Socorro: In Socorro hat die American Automobile Association AAA ein Mineral Museum mit 2000 Exponaten als Besichtigungs-Tipp ausgewiesen, allerdings ohne Stern als Zeichen für „empfehlenswert“. Zunächst finden wir das Museum nicht, da es in einem Institutsgebäude der Geology & Mining School untergebracht ist. Doch unsere Hartnäckigkeit zahlt sich aus: Im zweiten Stock öffnet sich eine kleine Wunderwelt der Steine. Die Faszinierendsten sind kombinierte Steine aus zwei oder mehreren Mineralien. Wir staunen und staunen. Nach gut 40 Minuten frage ich den Studenten, der das Museum am heutigen Tag betreut, ob man denn irgendwo in der Nähe solche Steine kaufen könne? Er antwortet, sie selbst würden welche verkaufen, nämlich die in den drei Schränken vor uns. Das hätte er nach H.P.s Wunsch besser nicht sagen sollen. Aber was passiert ist, ist geschehen und so suche ich mir in Kürze 9 Steine zu einem Gesamtpreis von 56 Dollar aus. Weihnachten ist dieses Jahr früher als sonst!“