Das amerikanische Schutzgebietssystem
Für den Amerika-Einsteiger kann die Vielfalt der Schutzgebiets-Kategorien für Natur, Tiere und Landschaften in den USA verwirrend sein. Wir versuchen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, in welchen Schutzgebieten den Wohnmobilisten welche Campground-Ausstattung erwartet.
National Parks sind die Bekanntesten, dicht gefolgt von den National Monuments. Erstere haben in der Regel einfache Campgrounds, zumeist “dry camping”, die wenigsten bieten “full hock ups”, also Sites mit Stromanschluss. Die Politik der Nationalparks ist eher konservativ. Neuerungen setzen sich nur schwer durch, man setzt auf die Basisversorgung der Besucher, nicht auf Luxus. National Monuments können historische Stätten schützen und offerieren dann meist keinen Campground. Schützen sie dagegen größere Landschaften, wird das Campen sehr unterschiedlich gehandhabt und kann von „wildem Camping überall erlaub“ im Grand Staircase Escalante National Monument bis zum generellen Camp-Verbot reichen. Auskunft erhält man vor Ort.
State Parks werden vom jeweiligen Bundesstaat verwaltet und finanziert, nicht vom Bund wie die National Parks und National Monuments, die unter der Verwaltung des State Departments of the Interior stehen. Dementsprechend gilt der Annual Pass, der mit einer einmaligen Gebühr den Eintritt in alle National Parks und Monuments abdeckt, nicht für die Entrance Fees in State Parks. In ihnen werden sehr unterschiedliche Ziele verfolgt. In den einen überwiegt der Schutz einer Landschaft mit Flora und Fauna, andere sind stärker an der Freizeitnutzung einer Fläche orientiert (z. B. Stauseen). Die Campgrounds sind häufig aufwändig ausgebaut (z.B. Restrooms mit Duschen), in jüngster Zeit werden immer häufiger Cabins oder Yurts angeboten. Korrals für Pferde oder Bootsrampen zählen zur Ausstattung.
County Parks sind im Westen der USA eher selten und umfassen zumeist siedlungsnahe Areale, die für Großveranstaltungen gedacht sind, Sportanlagen oder Parks enthalten können. Teilweise bieten sie preisgünstige Standplätze zum Übernachten im eigenen RV (Recreational Vehicle) an.
National Recreation Areas sind in vielen Fällen mit Gewässern (Flüssen, Seen) und den damit verbundenen Freizeitaktivitäten wie Bootsfahren, Angeln etc. verknüpft, aber ebenso mit anderen Landschaftstypen, die Klettern, Radfahren oder Reiten ermöglichen. Die Ausstattung (facilities) mit Campgrounds, Visitor Center u. ä. fällt sehr unterschiedlich aus, ist jedoch in der Regel eher einfach und praktisch gehalten. Die Campingplätze sind in Regel großzügig, die Stellplätze sehr zahlreich. Hier gilt meist der Annual Pass.
Wer OHV Areas besucht, die häufig Dünen oder Gesteinswüsten umfassen, sollte Benzin im Blut haben und kein Naturerlebnis pur suchen. Denn OHV ist die Abkürzung für „off highway vehicle(s)“, besser bekannt als Quads, Motocross etc., die bis in die Nacht hinein einen Höllenlärm veranstalten. Ihre Fahrspuren durchkämmen die Landschaft und als Fußgänger muss man aufpassen, nicht unter die Räder zu kommen. Nur außerhalb beliebter Besuchszeiten, z. B. unter der Woche in den Wintermonaten, kann es passieren, dass man in OHV Areas ganz allein ist.
Ganz anders die National Wildlife Refuges. Sie stellen nicht den Menschen und seine Freizeitaktivitäten in den Mittelpunkt, sondern den Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt. Sie sind wenig bis gar nicht erschlossen, selbst Wanderwege oft Fehlanzeige. Campgrounds fehlen in der Regel. In Wildlife Refuges, die Rastplätze für Zugvögel bieten, gibt es zum Teil befahrbare Rundwege entlang der oder um die Wasserstellen. Das Gros aber ist nur ein Ziel für eingefleischte Wildnis-Fans, die sich ihre Wege zu Fuß selber suchen und zelten.
Wilderness Areas haben sich in erster Linie den Schutz der Fauna auf die Fahnen geschrieben und schützen z. B. Gebiete, in denen Tierarten ihre Jungen zur Welt bringen oder brüten. Diese Gebiete sind wenig bis gar nicht erschlossen. Mehr als ein paar fadenscheinige Pfade darf man nicht erwarten, Campmöglichkeiten gibt es in der Regel keine.
National Preserves sind eine Misch-Kategorie, die den Zielen eines Nationalparks nahe stehen, aber weitreichendere Nutzungen erlauben wie die Ausbeutung von Bodenschätzen. Im Westen der USA ist dieser Schutzgebietsstatus rar (z.B. Mojave National Preserve, California).
National Forests sind das „land of many uses“. Hier darf gecampt, geangelt, gejagt, gerudert, geritten u.v.m. werden. Trotz all‘ dieser Freizeitaktivitäten dienen National Forests als Staatswald der forstwirtschaftlichen Nutzung. Oftmals eingebettet sind Trinkwasserreservoirs. Campen darf man sowohl überall unter Einhaltung der gängigen Camp-Regeln (z.B. keine Beschädigung der Vegetation, keine offenen Feuer), als auch auf einfach ausgebauten Campgrounds für meist wenig Geld ($ 10-15) auf geebneten Campsites mit Tisch, Bank und Feuerstelle.
Das Bureau of Land Management, kurz BLM genannt, verwaltet riesige Gebiete, die dem Staat gehören. Auf BLM-Land sind in der Regel viele Nutzungen erlaubt, wild camping inkludiert.
Der Vielfalt der Schutzgebiets-Kategorien scheint in den USA keine Grenze gesetzt. Über die Genannten hinaus gibt es National Landmarks, die einzelne Canyons, Gesteinsbrocken oder andere landschaftsprägende Phänomene schützen. Natural Resource Areas, Areas of Outstanding Natural Beauty u. v. m., sind zumeist kleinflächig, werden auf unterschiedlichsten Ebenen verwaltet und erlauben diverse Nutzungsbedingungen. So viel zu einem kurzen Überblick.