Mit der Baja California, Mexico‘s westlichster Halbinsel, betreten wir am 2. Januar in zweifacher Weise Neuland. Wir sind das erste Mal mit eigenem Fahrzeug außerhalb Europas oder den USA unterwegs und primero vez in einem spanisch sprechenden Land. Letzeres macht noch Probleme, denn wie bei allen neu erlernten Sprachen fehlt einfach die Übung. Ersteres haben wir schon nach wenigen Tagen vollkommen vergessen, denn wir kommen wunderbar im unbekannten Terrain zurecht und fühlen uns wohl! Die Baja California begeistert uns mit Weite, Leere, wunderbaren Pflanzenwelten, einer reichen Tierwelt und unglaublich einsamen Stränden.
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Zeitraum: | 01.01.2019 bis 13.03.2019 |
Strecke: | 5392 km |
Bundesstaaten USA: | Baja California Norte (12 Tage, 1742 km) Baja California Sur (59Tage, 3650 km) |
Highlights: | Grandiose Cardon und Cirios in der Sonoran Desert der zentralen Baja um Catavina Delphine an der Playa Punta Prieta bei Mulegé Einsame Strände und tolle Schnorchelmöglichkeiten bei Agua Verde Pazifikstrände um Todos Santos mit vielen Buckelwalen Schwimmen mit Walhaien vor La Paz Grauwale in der Bahia Magdalena, Laguna San Ignacio und Laguna Ojo de Liebre Phantastische Übernachtungsplätze an einsamen Sandstränden |
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Grenze USA – Mexiko: In Mexikali von California auf die Baja
Der Grenzübertritt von California, USA, nach Mexiko in Mexicali ist ein Spaziergang, denn alle sind super hilfsbereit, freundlich und helfen uns mit einigen Englischbrocken über die spanische Sprachbarriere hinweg. Das Ergebnis einer halben Stunde: Unser Ex-Mobil darf 10 Jahre in Mexico bleiben, wir 180 Tage. Wir wählen für die stete Fahrt gen Süden der Wärme entgegen, die Landstraße Mex # 5 an der Ostseite der Halbinsel entlan der Sea of Cortez und lernen, den Begriff „Straßenschäden“ neu zu definieren. Der Hurricane vor rund drei Monaten im Oktober hat die Teerdecke weggefressen und die Anschlussstücke nahezu aller Brücken weggewaschen. Die Lösung der Baja Californians auf die Schnelle: Dirt Roads abschieben und den Verkehr „über Land“ umleiten, an Brücken tief in die Wash‘s hinab und wieder hinauf. Wir danken Willy für sein 4 WD und die Untersetzung! Wenn wir aufgrund der Vorrecherchen darauf eingestellt waren, dass südlich der Bahia San Luis Gonzaga üble Dirt-Piste kommt, weil hier die Mex # 5 nicht fertiggestellt ist, so beginnt der Hoppeltrip schon südlich von Puertocitos! Faktisch empfinden wir und unsere Stoßdämpfer die Strecke südlich der Bahia San Luis Gonzaga sogar als weniger schlimm als das, was ab der langen Baustelle vor Puertocitos schon viel weiter nördlich auf die Fahrzeuge zukommt…
Tope sind top: Fahren auf Baja Californias Straßen
Im Vergleich dazu nehmen sich die viel beschriebenen Tope/s in den mexikanischen Ortschaften als nachgerade harmlos aus, auch wenn manche dieser aufbetonierten Geschwindigkeitsbremsen ihre gelbe Warnfarbe bereits verloren hat. Nachdem man über ein oder zwei dieser Bremshügel gedotzt ist, erkennt man die Vorzüge: Diese Methode drosselt die Geschwindigkeit ALLER Fahrzeuge, ohne dass man auch nur ein einziges, weiteres Schild aufstellen müsste, an das sich eh keiner hält. An die Tope/s hält sich aus Selbschutz absulut jeder! Praktisch für Orte, die direkt an den Haupstraßen liegen und durch die ohne Tope/s LkW und Co. durchbrettern würden. Oft werden die „Hoppserle“ auch zur Sicherheit der Autofahrer eingesetzt und weisen unmissverständlich auf eine enge Kurve oder steil abschüssige Straßenabschnitte hin. Kurzum, wir finden die Tope/s praktisch und eher positiv.
Sonora Desert auf der Baja California: Die Wüste blüht!
Die Marke von 22 Inch Niederschlag in 24 Stunden während des Hurricanes im Oktober hat entlang der Mex # 5 aber auch einen sehr positiven Nebeneffekt. Die Wüste blüht! Vor allem im nördlichen Abschnitt erstrecken sich im Januar wiesenweise violette Wilblumen zwischen stacheligen Kakteen und Ocotillos. Letztere tragen ein frischgrünes Blattkleid und blühen ebenfalls. Und selbst dort, wo gerade keine Wilblumen florieren, wirkt alles frühlingshaft. Die Wüstenvegetation hat sich ein nagelneues Laubkleid zugelegt, das Traveller-Auge blickt über grüne Landschaften anstatt über verdorrte Wüsten.
Kuriose Kakteen und andere Sukkulente in Bajas Desiertos
Unser Faible für Pflanzen macht Purzelbäume angesichts kurioser Cirios, gigantischer Cardons und knorriger Torotes, alias Ocotillo columbaris, Pachycereus pringlei und Bursera microphylla, wers genauer wissen will. Erstere sind schnurgerade (die wenigsten sind am Ende verdreht, denn „Schneckerl“ sind ein Zeichen von Gewebeschwäche und Stress, also nichts Positives), staksige Kerle mit dicker Basis und fisseligem Ende. Cardon-Kakteen sehen auf den ersten Blick aus wie Saguaros im Süden der USA, sie werden aber deutlich mastiger, tragen mehr Verzweigungen und wachsen deutlich höher. Die Elefantenbäume in diesem illustren Sonora-Desert-Trio sind knurzelige Gesellen mit schuppiger, weißlicher Rinde, die grobfelsige Regionen wie diejenigen mit Granitblöcken schätzen. Dazwischen teilt sich eine Fülle von Cylindropuntien, Old Man Cacti (Lophocereus) und vielen anderen Sukkulenten das Terrain, so dass alles wie ein botanischer Garten wirkt. Einfach traumhaft! Kurzum, wir haben während der Fahrtstrecke jede Menge zu gucken.
Fahren auf der Baja California ohne Pause
Leider gibt jedoch die Landstraße Mex # 1, auf die wir auf dem weiteren Weg nach Süden einmünden, wenig Chancen, anzuhalten. Die Teertrasse ist sehr schmal, so schmal, dass man bei jedem entgegenkommenden LkW die Luft anhält oder sich am Lenkrad festkrallt, ja nachdem, auf welcher Seite der Fahrerkabine man sitzt. Ausweichen is‘ nich‘, da die Straße auf weiten Strecke über aufgeschüttete Dämme verläuft, deren Ränder steil abfallen. Randstreifen? Fehlanzeige! Stattdessen bröckeln die Teerränder auch noch allenthalben weg und an Dränagerinnen ist die Umgebung „tiefgründig“ ausgewaschen. Möglichkeiten, an den Rand zum Parken auszuscheren, sind rar und wenn vorhanden, dann sind sie mit einer netten „Trittstufe“ versehen, bei der Asphalt und Gravel 30 cm Höhenunterschied vorweisen. Hat man glücklich einen Halt gefunden, um kurz vom angestrengten Präzisionsfahren auf der engen Spur zu rasten und den Adrenalinspiegel zu senken, muss man sich vor Tierleichen, Glasscherben und Eisenteilen in Acht nehmen, aber zum Kapitel „Müll“ sagen wir gleich mehr.
Wildes Camping auf der Baja California
Die ersten Nächte stellen wir uns mit unserem Wohnmobil artig an Pete‘s Camp nördlich von San Felipe und an den Playa Papa Fernandez nördlich der Bahia Luis Gonzaga auf kostenpflichtige Campos (18 $ und 100 Pesos pro Nacht). Ein bisschen haben sich die unzähligen Warnungen der Amerikaner, Mexico sei furchtbar gefährlich, leider doch in unseren Hinterköpfen festgesetzt… Aber schon ab der dritten Nacht stehen wir frei! Und fühlen uns beim Wild Camping in der Wüste (iOverlander-Platz an der Mex # 1) in keinster Weise unsicher. Und auch danach nie! In den USA übernachten wir zur Hunting Season mit Sicherheit gefährlicher, wo die Mitcamper bis an die Zähne bewaffnet sind…
Adios Tourismus für 1.000 Kilometer auf der Baja California
In San Felipe bekommen wir die vorerst letzten touristischen Einrichtungen für eine lange Strecke von über 1.000 km zu sehen, die ein Europäer als solche bezeichnen würde: Restaurants, Souvenirläden, „landestypische“ Kleidung und Handwerk feilgeboten, Hotel. Nach San Felipe, das sich mit Sauberkeit und einer aufwändigen Strandpromenade um die Gunst der Besucher bemüht, stoßen wir erst in Loreto wieder auf ein Städtchen, das sich redlich um die Gunst der Touristen bemüht. Dazwischen dehnt sich ein herrliches touristisches Nichts ohne jedwede Facilities an den Stränden aus, nur unterbrochen von kleinen Ansiedlungen mit mehr oder weniger einfachen Behausungen – und meist leider jeder Menge Müll.
Müll als Dauerthema auf der Baja California
Über den Trash sieht sich wohl jeder Baja-Traveller genötigt, etwas zu schreiben. Da machen wir keine Ausnahme, denn er ist einfach unübersehbar und mental schwer zu verarbeiten. In der Landschaft liegt der Zivisilationsausstoß, vor allem bestehend aus Plastikflaschen und Glasscherben, vorrangig entlang der Straßen herum, wird aber Anhängerladungen Weise auch in Washes abgekippt, ohne dass jemand auf die Idee käme, ihn wenigstens in eine Grube zu werfen, aus der ihn der Wind nicht so leicht verwehen und überall verteilt könnte.Bei den „Glas-End-Lagerstätten“ steht sogar zu vermuten, dass man die Flaschen sammelt, zertrümmert und dann rohstoff-sauber in die Wüste kippt. Sobald man sich einer Siedlung nähert, nimmt der Müll exponentiell zu. Manche private Grundstücke sehen aus wie Müllhalden, Plastiktüten dekorieren Zäune. Armut ist eine Entschuldigung für Vieles, aber nicht dafür, dass man sich nicht die Zeit nimmt, in seiner unmittelbaren Wohnumgebung mal eine halbe Stunde aufzuräumen. Eine Erklärung für dieses Verhalten fällt uns schwer, außer der, dass Müll die Baja Californians einfach nicht stört, zum Alltag dazugehört, denn er liegt sogar rund um die kleinen Gedenkstätten, in denen allenthalben die Jungfrau Maria oder andere Heilige verehrt werden, zu Hauf(en)?
Unglaublich einsame Strände zum Wild Camping auf der Baja California
Am herrlich seichten Sandstrand der Bahia Luis Gonzaga sprechen wir eine der Strandhaus-Besitzerinnen an, warum denn so wenig Urlauber da sind? Das sei normal, gibt sie zur Antwort, den Meisten sei es hier im Norden zu kalt, die würden alle bis zur Baja Sur durchfahren. Tatsächlich dauert es bis zur Bahia Concepcion, bis wir die ersten der berühmt-berüchtigten Big Rigs aus Canada und den USA von Snowbirds sehen! Bis dahin verbringen wir herrliche Tage und Nächte an Stränden wie La Gringa an der Bahia de los Angeles, den wir uns mit zwei anderen Campern auf einer Länge von gut einem Kilometer „teilen“. In der wunderschönen Bahia Manuela mit ihrem nahegelegenen Arch und einem Sea Lion Rock „arrangieren“ wir uns mit einem Long-Term-Amerikaner aus June Lake. That‘s it.
Traumhafte Palmen-Oasen auf der Baja California
Wie kleine Paradiese auf Erden muten die Palmen-Oasen an, durch die unsere Route führt. Die erste ihrer Art ist San Ignacio, ein Tal voller Phoenix- und Washingtonia-Palmen. Dazwischen nesteln sich die Behausungen der Einwohner in freie Flecken unauffällig hinein, nur der Stadtplatz ist ausgreifend. Mit einer, für gestresste Europäer kaum mehr vorstellbaren Ruhe und Ungeschäftigkeit liegt die Plaza zu Füßen der Missionskirche. Wir nennen genau das ein Idyll, was andere als langweilig bis verschlafen titulieren würden und decken uns mit Datteln aus lokaler Ernte ein (70 Pesos für 1,5 kg). Auch Mulegé gehört ganz den Palmen. Nein halt, einen Teil entlang des Rio Mulegé müssen sie an Mangroven abtreten, die ersten, die wir seit Florida sehen. Sie dienen allen Reiherarten, die wir so kennen, als Unterschlupf und Ansitz: Green Heron, Night Heron, Great Egret, Little Egret, Great Blue Heron. Dazu Pelikane, Möwen, Kormorane und Fregattvögel – ja Fregattvögel! – das Potpourri macht einfach Laune.
Warten auf die Wale auf der Baja California
An der Laguna Ojo de Liebre bestätigen sich unsere stillen Befürchtungen, Mitte Januar zu früh im Jahr auf der Baja für die Wale unterwegs zu sein. Es sind noch so gut wie keine Walkühe mit ihren Jungen da. Da es uns die entlegene Bucht und die simplen, aber wunderschön gelegenen Campsites antun, bleiben wir trotzdem und können während eines gesamten Tages drei Walfontänen (blas) ausmachen. Wir beschließen, auf der Rückfahrt einfach noch mal wiederzukommen, um den sanften Riesen in einem Panga zum Anfassen nah zu kommen. Und ärgern uns im Stillen über die landläufigen Angaben in Reiseführern und Internet-Portalen, die ab Mitte Dezember die Walsaison ausrufen. Faktisch sind aber Mitte Januar erstens kaum Wale von ihrer langen Reise eingetroffen und zweitens sind die, die da sind, noch scheu und nicht an die Boote gewohnt. Richtig gut wird beides erst ab Mitte Februar, wie wir mehrfach vor Ort erfahren! Update folgt.
Reiche Tierwelt ohne Scheu auf der Baja California
Rund um Guerrero Negro in den Salzmarschen sind wir schwer beeindruckt, wie nett die (Baja) Californians zu ihrer wilden Tierwelt sein können. Fischadler / Ospreys erfreuen sich allenthalben extra für sie errichteter Nistplätze, während sie weltweit eher als „Fischräuber“ gelten, wobei doch der Mensch der größte Fischräuber unter allen bleibt. Die Einwohner scheinen tatsächlich ein Nebeneinander mit den Wildtieren zu leben nach dem Motto „macht ihr euer Ding, wir unseres“. Die mordlustigen Auswüchse der amerikanischen Jagd sind auf der Baja nicht zu spüren, zumindest nicht zu sehen, weil nicht offen zur Schau getragen wie in den USA, als sei Mord an, überdies oft seltenen, Wiltieren das Legalste der Welt. Entsprechend wenig scheu gibt sich Vieles, was Fell oder Federn hat. Coyoten laufen in kaum 10 m Distanz an uns vorbei, Fischadler lassen sich auf 5 m beim Fischmahl beobachten. Der Mensch wird nicht en general als Todesursache eingestuft, ein Rest Vertrauen ist geblieben, wunderbar!
Nette Leute und freundliche Gesichter auf der Baja California
Die Menschen auf der Baja erleben wir als ausnehmend freundlich, überall recken sich Hände zum Gruß oder huscht ein Lächeln übers Gesicht, wenn sich die Blicke treffen. Vielleicht mag es auch an unserem Ex-Mobil liegen, das allenthalben für den zweiten Blick sorgt, weil es einfach ungewöhnlich ist, aber wir versuchen, die Freundlichkeit zu erwidern, wann immer wir sie zu Fuß oder im Vorbeifahren bemerken. Gleichgesinnte, deutschsprachige Reisende treffen wir jedoch kaum. Entweder es sind zu wenige unterwegs, als dass sich die Wege kreuzen würden oder wir vehindern den Kontakt indirekt mit unserer Vorliebe für einsame Plätze.
Delfine auf der Baja California
Einen Steinwurf vom Städtchen Mulegé entfernt, beziehen wir am Playa Punta Prieta Station (leider etwas vermüllt) und haben mehr Glück als Verstand. Gleich am ersten Morgen ziehen um 11 Uhr Delfine in der Bucht vorbei. In Windeseile machen wir den DJI startklar. Bei strahlendem Sonnenschein und ruhiger See gelingt es uns in Teamwork, die Delfinschule aus der Vogelperspektive für ca. 10 Minuten zu beobachten und für uns einmalige Aufnahmen zu machen. Ein paar Tage später versuchen wir es am Playa San Juncalito noch einmal und scheitern, es gelingen keine Aufnahmen. Am Punta Prieta vereinbaren wir hingegen, noch ganz euphorisiert, mit den Delfinen einen Termin am morgigen Tag um die gleiche Zeit: 11 Uhr. Und sie kommen tatsächlich! Wir lassen unser zuvor schon aufgepumptes Kajak zu Wasser und legen uns die Riemen, um ihnen zu folgen. Während wir schwitzen, gehen die Delfine mit einer Leichtigkeit der Nahrungssuche nach, dass es schon fast beleidigend ist. Leider sieht man die wunderschönen Tiere aus dem Kajak heraus deutlich schlechter als aus der Vogelperspektive, aber dafür sind wir mitten unter ihnen, können ihr Ausblasen hören und ihre Rücken sehr nah sehen. Am dritten Tag lassen die Graurücken unsere Verabredung leider unentschuldigt platzen…
Baden in Heißen Quellen / Hot Springs auf der Baja California
Wer uns schon länger verfolgt, weiß, dass wir Hot Springs Afficionates / Aficcionados sind. Deshalb machen wir uns auch auf der Baja California auf die Suche nach natürlichen Heißen Quellen. Am Playa Santispak und Playa El Coyote baden wir im warmen Süßwasser. Die Qualität der Locations kommt bei Weitem nicht an so manches Hot-Spring-Juwel in den USA heran, denn am Playa Santispak beschallt der Verkehr auf der Mex # 1 die Bucht aufs Übelste und am Playa El Coyote handelt es sich streng genommen um eine Warm Spring unter Körpertemperatur. Als richtiges Kleinod entpuppt sich hingegen die Hot Spring nahe der Rancho San Cosmé auf dem Weg nach Agua Verde, da sie quasi im Meer auf einer Landzunge liegt, die bei Flut überspült wird. Man sitzt im, in diesem Fall wirklich heißen Wasser (ca. 110 °F) inmitten von Lavabrocken mit Seepocken, sehr ungewöhnlich!
Camping-Gebühren auf der Baja California: Geld für Nichts?
Nach einer ungebrochenen Serie kostenloser Wild Camping Locations, „erwischt“ es uns in der Laguna Punta Arena. Wir stehen zwar weit entfernt von den Palapas (Schattendächern), aber am Morgen kommt ein Baja-Päärchen und möchte Geld von uns, 200 Pesos, rund 10 $. Das Kassieren von „Standgebühren“ an den Baja Playas ist zweischneidig. Zum einen möchte man niemanden um sein dringend benötigtes Einkommen bringen, denn gerade in den abgelegenen, (ehemaligen) Fischerdörfern sind die Menschen arm an Geld (aber dafür reich an Natur). Allerdings besagt das mexikanische Recht, dass jedermann am Strand parken und campen darf und die Strände befinden sich nie im Privatbesitz. Was also faktisch erhoben werden kann, ist lediglich eine Benutzungsgebühr für etwaige Zufahrten. Wenn diese dann aber vor Müll strotzen, Gebäudereste aus Jahrzehnten ruinös in den Himmel ragen und offensichtlich keiner auch nur einen Finger zur Pflege einer Bucht rührt, geben wir die Gebühr nicht gern. Sorry, da sind wir deutsch, Geld gegen Leistung, sonst ungern.
Misones, Missionen, Kirchen und Klöster auf der Baja California
Ein separater Abstecher auf gleicher Strecke hin und retour bringt uns nach San Javier in den Bergen, berühmt für seine Mision. Tatsächlich ist die dazugehörige Iglesias, wie andere ihrer Art in Loreto oder Mulegé, beeindruckend, fügt sie sich doch trotz ihrer Größe durch das verwendete Lavagestein als Baumaterial wie gewachsen in die Umgebung ein. Allerdings stehen wir, wie sicher andere, kritisch denkende Menschen auch, der Missionarstätigkeit jedweder Art und Zeit sehr kritisch gegenüber, denn sie hat die Indigenen die Freiheit und über eingeschleppte Krankheiten obendrein das Leben gekostet, nachdem sie zuvor hunderte von Jahren gut alleine zurecht gekommen sind. Daher verursacht der Anblick von Heiligenfiguren, Devotionalien und Altären bei uns stets Bauchweh und wir wenden uns auch in San Javier lieber den wirklich Heill bringenden Dingen zu. Die Spanier haben nämlich auch Oliven und Weinstöcke aus Spanien mitgebracht und eine der Oliven wächst seit 400 Jahren vor sich hin und ist bis heute zu einem märchenhaft malerischen Exemplar herangewachsen, wunderschön!
Militärkontrollen und Agrarkontrolle auf der Baja California
Je weiter Reisende wie wir nach Süden kommen, umso seltener werden die Militärkontrolllen. Möchten die jungen Männer in ihren getupften, beigen Tarn-Uniformen im Norden der Baja noch in unsere Wohnkabine schauen, begnügen sie sich später mit der lapidaren Frage nach dem Woher und Wohin. Beängstigend sind die Kontrollen nie, auch wenn die Wehrdienstleistenden offen Waffe tragen. Die jungen Kerle sind eher schüchtern und unsicher, ob sie das Öffnen des Campers verlangen sollen oder nicht. Nach kurzer Diskussion untereinander, lächeln sie uns an und wir dürfen weiterfahren. Auch die Agrar-Kontrolle nach Früchten entpuppt sich als harmlos. „Tiene frutas?“, „No.“. Wir drücken dem Beamten die zuvor abgezählten 20 Pesos in Münzen in die Hand und fahren über den ramponierten, wenig funktionstüchtigen Spraystreifen, das wars.
Loreto, Nopolo und andere touristische Großprojekte auf der Baja California
Loreto unternimmt alle Anstrengungen, sich den Canadians & Americans von der besten Seite zu präsentieren. Die Policia Municipal ist per pedes und in Streifenwagen allenthalten präsent, kein Fitzelchen Müll rollt herum, die Malecon ist baulich aufwändiger als so manche Promenade an der Nordseekküste gestaltet. Im südlich gelegenen Nopolon kommen wir aus dem Stauen fast nicht mehr heraus, denn so viel Städteplanung und gebaute Perfektion hätten wir nicht mehr erwartet nach all‘ den kleinen Dörfern und improvisierten Behausungen, die wir bislang auf der Baja passiert haben. Nopolon ist dagegen ganz auf die Wünsche der Americanos ausgerichtet, die hier ein kleines Vermögen (ca. 300.000 Dollar) investieren, wo sie in Kalifornien oder Florida große Millionenbeträge hinblättern müssten. Und obwohl wir uns der Problematik unterbezahlter, mexikanischer Bauarbeiter und Gärtner sowie des Wasserverbrauchs schuldbewusst sind, können wir nicht anders, als zu sagen: Hier kann man wunderbare, ruhige, entspannte (Winter-)Monate verbringen. In mediterranem Ambiente, sicher, mit allen Serviceleistungen vom Gärtner bis zur Putzfrau, bei Wärme und Sonne. Wer sich‘s leisten kann, gönnt sich hier was. Wir aber ziehen weiter zum nächsten Strand mit Wild Camping, dem Playa Juancito.
Baja Sur und das warme Klima
Dass es nach Süden wärmer wird, ist eine Binsenweisheit. Doch ganz stimmt sie nicht, denn die Temperatur macht Sprünge. Bis Loreto können wir jetzt im Januar nur einen ganzgeringfügigen Temperaturgradienten verzeichnen, die Abende sind kühl, windige Tage (und davon gibts etliche!) regelrecht kalt. Ab Loreto aber überfährt man eine kritische Klimazone, wir erreichen T-Shirt-Temperatur, können abends bis Sonnenuntergang draußen sitzen und in der Sea of Cortez schnorcheln, zumindest für 15-20 Minuten ohne Neopren-Anzüge. Sommerliche Temperaturen im Januar, das sind die echten Vorzüge des Unterwegs-Seins!
Das Wichtigste zum Schluss
Cola & Pepsi schmecken nicht :), muss ein anderes Rezept sein ;(.