Dienstag 3.10.2017 – Condor-Flug München-Halifax, Abflug 17:40
Norbert und Jola fahren uns zum Flughafen, wir liegen gut in der Zeit und ohne Trixie ist alles deutlich entspannter. Condor – und trotzdem klappt’s. Sogar mit leerem Sitzplatz in der Dreierbank. 20:40 Ortszeit planmäßige Landung, Shuttle-Transfer zur Mietwagenstation, Ford Escape übernehmen (tolles Teil), 22:30 Uhr Ortszeit Motel. Wie so oft entpuppt sich dies als schlichter Horror, Schlafkomfort wie auf einer Verkehrsinsel, in Fenstern und Türen klaffen Spalte, der Verkehrslärm aufjaulender Truck-Motoren trifft uns ungefiltert. Hoffentlich kommt Willy heile an!
Übernachtung: Blue Nose Inn
Mittwoch 4.10.2017 – Peggys Cove – Mahone Bay – Lunenburg
Um 7:00 Uhr sind wir beim Frühstück, das zwar ab 7:00 Uhr geöffnet haben soll, natürlich aber der Mitarbeiter erst um 7:15 aufmacht. I’m so sorry. Um 8:00 auf dem Weg zum IM Mathers Spediteur nach Dartmouth. Der hat die Papiere, dass unser Auto angekommen ist, aber noch keine finalen Papiere, die Dame will sie uns mailen. Wir sollen schon mal zum Zoll fahren und die Formalitäten erledigen. Machen wir, aber leider kann man ohne die Papiere nichts machen. Willy ist noch nicht vom Zoll inspiziert. Wann das geschieht, weiß niemand. Also sind wir um 9 Uhr fertig und nutzen den sonnigen Tag für eine kleine Rundtour auf der Lighthouse Route mit Mietwagen (ein komfortabler Ford Escape): Peggys Cove, Mahone Bay, Lunenburg. In Peggys Cove kommen wir gerade noch rechtzeitig, denn 30 Minuten nach unserer Ankunft kippen 17 Busse eine Ladung Kreuzfahrttouristen aus. Wir unterhalten uns mit einem Busfahrer, der meint, heute sei es richtig ruhig hier, gestern seien 11000 Besucher und 40 Busse gleichzeitig da gewesen. Wir fahren weiter an der Margaret Bay entlang nach Mahone Bay und Lunenburg. Die Landschaft erinnert an Skandinavien. An der Küste ist es recht besiedelt, was aber nicht so negativ auffällt wie in Norwegen. Etwas weg von der Küste dominiert unzugängliche, boreal anmutender Wald. Mahone Bay und Lunenburg sind nette Örtchen mit alten Holzhäusern. So historisch, wie das halt in Nordamerika möglich ist… Wir holen uns noch bei Sobey´s einen Softdrink und zwei Footlong Subs, die wir am Wright Lake verspeisen. Um 18 Uhr sind wir zurück am Hotel. Dort geht die Tür nicht auf, weil „accidently“ die Schlüsselkarte nur für eine Nacht aktiviert wurde. I’m so sorry. Wir holen eine neue. Im Zimmer ist ein Bett gemacht, eines nicht. Der einzige Becher ist entsorgt worden, einen neuen gab es nicht, somit bleibt die Kaffeemaschine nutzlos.
Übernachtung: Blue Nose Inn
Donnerstag, 5.10.2017 – Dollar Lake – Küste nordöstlich Halifax
Wir sind um 7:15 Uhr beim Frühstück, das wieder nicht fertig ist. Um 8:00 Uhr fahren wir los und wollen wieder zu IM Mathers, da gestern natürlich keine Papiere gemailt wurden. Doch kaum im Auto sitzend und 1 km gefahren, erhalten wir per Mail die unterzeichneten Frachtpapiere. Also drehen wir um und fahren zum Zoll. Die Inspektion ist erfolgt und wir haben zack zack den Stempel. Auf zum Hafen. Wir erhalten Visitor Kärtchen ans Revers und sind um 9:00 Uhr bei unserem Willy, der unversehrt als Erster in einer Reihe sehr gemischter Wohnmobile steht, von MAN-Size bis fast schrottreif. Mit zwei Autos fahren wir zu CAA (=AAA =ADAC) und holen Karten, Tourbooks und das letzte Campbook für ganz Canada. Dann gehts zum Großeinkauf inkl. Gasflasche zu Walmart, bevor wir zum Flughafen bzw. Motel mit angeschlossener Automietstation von National Car fahren und um 13 Uhr den Mietwagen nach 397 km zurückgeben. Dann sind wir „on the road“. Wir umrunden den Flughafen und fahren durch den Wald bis zum Dollar Lake. Dort füllen wir kostenlos 300 l frisches Wasser ein. Schön ist es dort, also fahren wir noch zum See und ich springe ins kühle Nass. Wir fahren entlang des Musquodoboit River zurück zum Atlantik und biegen auf die holprige Strasse Richtung Sheets Harbour ab. Die Strecke ist nicht spektakulär, aber ganz nett. In Sheets Harbour füllen wir den Tank mit 171,4 l Diesel und machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Am Ozean ist das schwierig, da jeder Weg zu einem Haus führt. Also biegen wir bei Port Dufferin in die Berge ab und stehen um 17.30 Uhr an einer Waldlichtung mit gutem Blick über die endlosen Wälder. Wir räumen noch 1 Std um, sind aber ziemlich fertig wegen Jetlag und fallen nach dem Essen sogleich ins Bett.
Übernachtung: Port Dufferin im Wald
Ein paar Worte zu Willy’s Schiffstransport:
Erster Tag: Spedition um 8:30 Uhr, händigt uns sogleich die „cargo documents“ aus, muss aber die „delivery documents“ per Email nachreichen, soll 1-2 h dauern; sogleich Fahrt zum Zoll, 9:15 Uhr; zur Zollabfertigung fehlt die „inspection“; wann die denn erfolge? „Can take one days or three, depends on the amount of work“; da Zoll-Beamte erfahrungsgemäß immer fürchterlich viel zu tun haben, verlassen wir Halifax Richtung Südküste, Peggys Cove, Lunenburg zum Siteseeing (nicht Sightseeing!), Städtchen und Historie zum Eingewöhnen.
Zweiter Tag: Von der Spedition ist keine Email da, natürlich nicht; in dem Moment aber, da wir das Motel-Gelände verlassen (Halelujah!), ploppt mit dem letzten Verbindungsfaden Wifi die Email mit den Delivery-Papieren auf; also gleich zum Zoll! In 5 Minuten ist alles abgestempelt, ein paar Fragen zum Wohin und Warum, ob wir Waffen und Drogen geladen haben – na klar! – und ab zum Hafen; schon vom Zubringer aus sehen wir unseren Grünen im Hafengelände stehen; die Dokumente digital per Email werden nicht akzeptiert, wir müssen sie ausdrucken lassen und finden Hilfe im Hafengelände, Glück gehabt; ein Ausdruck und ein paar Stempel später, umrunden wir unseren Willy zur Kontrolle auf mögliche Schäden; alles in Ordnung, die Autos wurden alle unter Deck transportiert, nur Container sind auf Deck; ein paar Fotos und Handgriffe, starten, Hafengelände verlassen. We are on the road! Nie mehr Motel, was für eine Perspektive! Großeinkauf beim Walmart inklusive Gasflasche, Tanken, Kartenmaterial beim kanadischen Automobilclub CAA; am späten Nachmittag sind wir raus aus Halifax gen Norden: DIE REISE BEGINNT!
Freitag 6.10.2017 – Sherbrooke – Lochiel Lake – Cape Breton Island
Nach 10,5 Std. Schlaf stehen wir um 7:40 Uhr auf, räumen nochmal 0,5 Std. um und frühstücken ausgiebig. Dann holpern wir weiter auf der # 7 nach Sherbrooke, wo Tanja geräucherten Lachs für $ 12 ersteht. Die Straßen sind aktuell deutlich schlechter als in den USA, der Teer ist rissig und zerbröselt inkl. Schlaglöcher. Zudem klaffen zwischen den Abschnitten, die offenbar beim Teeren entstanden sind, „Dehnungsfugen“, die sich zu kleinen Gräben ausweiten und die Willy nicht ausgleichen kann, so dass wir jedes Mal „durchschlagen“. Wir fahren entlang des St. Marys River Richtung Antigonish. Die Strecke ist nett mit schöner Herbstfärbung am Lochiel Lake. In Antigonish fahren wir auf den Highway nach Cape Breton Island. Wir biegen gleich links ab und stoppen bei Craigmoore für einen Cacao mit Cinnamon Rolls. In Port Hood und Inverness laufen wir am Sandstrand entlang. Kurz hinter Inverness biegen wir auf Empfehlung von iOverlander auf eine Dirtroad entlang der Bay of St. Lawrence ab und finden nach einiger Strecke (ohne konkreten Tipp hätten wir aufgegeben) einen tollen Platz oberhalb des Ozeans. Wir montieren unseren Reservereifen wieder außen am Camper, unser kanadische Nachbar mit Pickup-Camper aus British Columbia hilft mit und wir tratschen ein bisschen. Der Generator, der während der Schiffsüberfahrt innen im Keller gefahren ist, zieht ins untere Staufach an seinen angestammten Platz um. Dann sitzen wir draußen und essen unseren Lachs mit Blick aufs Meer, bis die Sonne um 18:40 Uhr untergeht. Kaum im Camper, beginnt es leicht zu regnen.
Übernachtung: North of Inverness über dem Meer
Ein paar Worte zum Indian Summer: Da Wetter in Nova Scotia ist dieses Jahr ungewöhnlich mild und verzögert die Herbstfärbung laut Aussage mehrerer Einheimischer bislang um mehr als 14 Tage. Glück für uns! Und Irma sei Dank, in deren Fahrwasser offenbar immer noch golfwarme Luft in den Norden gesaugt wird. Wir laufen im T-Shirt und schwitzen, nachts bleiben die Fenster auf. Für die Reiseroute verschafft uns die herbstliche Verspätung Luft, selbst im äußersten Norden Nova Scotias, der Cape Breton Halbinsel, beginnt das Farbenschauspiel gerade erst.
Samstag, 7.10.2017 – Cape Breton Highlands National Park: Cabot Trail, Skyline Trail, Bog Trail, Benjies Lake Trail
Nach dem Frühstück lassen wir die Drohne steigen, um unseren tollen Übernachtungsplatz zu fotografieren. Dann fahren wir weiter auf der Dirtroad am Meer entlang bis Margaree Harbour, wo der Ceilid Trail auf den Cabot Trail trifft (beides Autorouten). Weiter geht’s nach Nordost nach Cheticamp, den letzten Ort vor dem Cape Breton Highlands Nationalpark. Wir hüpfen ins Visitor Center, holen eine Parkmap und den 2017 wegen 150-jährigem Jubiläum kanadischer Nationalparks den kostenlosen Discovery Pass (=Annual Pass) und Tipps für Wanderungen. Dann fahren wir den Cabot Trail entlang mit einigen sehr schönen Viewpoints auf den Gulf of St. Lawrence. Die Straße biegt von der Küste ab und führt hinauf auf den 455 m hohen French Mountain, wo der 8,3 km lange Skyline Trail startet. Es ist einiges los, heute ist kanadisches Thanksgiving. Wir laufen trotzdem den Weg entlang zu einem Viewpoint, der aber auch nicht besser ist, als die Ausblicke von der Straße aus. Nach 1,5 Std sind wir zurück, fahren zum Bog Trail, ein Plankenweg über ein Hochmoor. Dann laufen wir noch einen unspektakulären Weg zum unspektakulären Benjies Lake. Um 15.00 Uhr suchen wir einen Übernachtungsplatz und finden diesen über iOverlander 73 m über dem Meer an einem verlassen Haus mit tollem Blick auf schöne Felsformationen direkt unter uns. Leider stehen wir ziemlich schief. Tanja macht Steak mit Süßkartoffeln, ich arrangiere die Heckgarage um und verschraube unsere Holzhalterung unter der Gasflasche.
Übernachtung: Pleasant Bay Kerr Point
Wanderungen: Skyline Trail (8,1 km, 220 hm, 2 Std.), Benjies Lake Trail (2,8 km, 50 hm, 0:45 Std)
Ein paar Worte zu den Übernachtungsplätzen: Bislang hervorragend, mit Meerblick hoch über dem Atlantik, einsam. Quadracopter (DJI) bereits mehrfach im Einsatz. Aber allabendlich mit etwas Suchen verbunden, wir müssen uns erst in die kanadischen Gegebenheiten einfuchsen.
Sonntag, 8.10.2017 – Cape Breton Highlands National Park: MacIntosh Brook Falls, Lone Shieling Trail, Chutes Beulach Ban und Aspy Fault Trail – John Cabot Landing Provincial Park – Fahrt nach Meat Cove
Morgens ist es deutlich wärmer als gestern Abend, aber wir haben heftigen Wind und es ist komplett bewölkt. Wir frühstücken gemütlich und fahren gegen 9:30 Uhr los. Erster Stopp ist der MacIntosh Brook Falls (überraschend nett). Der Lone Shieling Trail durch 300 Jahre alte Ahornbäume enttäuscht, da alles noch grün ist. Sehr spektakulär ist dagegen die Fahrt über den North Mountain durch spektakuläre Herbstfärbung in allen Nuancen. Daher wandern wir noch den Wanderweg entlang der Aspy Fault, doch nach 1,5 km drehen wir um – zu eintönig, keine Ausblicke. In Cape North biegen wir nach Meat Cove ab. Wir stoppen am Cabot Landing Provincial Park und wandern 2,6 km am zimtfarbenen Sandstrand entlang, ich bade sogar im saukalten Atlantik und dann nochmal im angrenzenden, saukalten Süßwasser. Dann zuckeln wir rauf und runter über Schlaglöcher bis Meat Cove, dem nördlichsten Örtchen von Nova Scotia. Da alle Touristen dorthin fahren, aber nur Platz für 15 Autos ist, übernachten wir hier nicht, sondern fahren zurück bis St. Margaret Village und biegen steil bergauf auf die Dirtroad zum Cape North ab. Mit Untersetzung macht das der Iveco super, auch Wellblech erscheint uns nicht so schlimm wie mit dem Dodge, nur Schlaglöcher mit höherer Geschwindigkeit sind sehr unangenehm, vermutlich wegen der (harten) Federung und des relativ geringen Radstands. 296 m über dem Meer erreichen wir um 16:45 Uhr dank iOverlander einen tollen Übernachtungsplatz mit spektakulärem Ausblick über die Bay of St. Lawrence. Wir stehen ziemlich exponiert und werden heute Nacht im Sturm schön schwanken. Die Handbremse ziehen wir schon mal zur Sicherheit an.
Übernachtung: Road to Cape North
Wanderungen: MacIntosh Brook Falls (1,9 km, 30 hm, 0:30 h), Lone Shieling Trail, Chutes Beulach Ban und Aspy Fault Trail (2,9 km, 70 hm, 0:45 h), John Cabot Landing Provincial Park (2,6 km, 30 hm, 0:45 h)
Montag, 9.10.2017 – Cape Breton Highlands National Park – Jigging Cove Lake – Warren Lake – Mary Ann Falls – Middle Head
Es stürmt die ganze Nacht so heftig, dass wir sogar die Leiter verstauen, da wir Angst haben, dass sie reibt oder gar wegfliegen könnte. Entsprechend unruhig schlafen wir. Um 7:30 Uhr stehen wir auf, frühstücken und schauen der Sonne zu, wie sie quälend langsam die St. Lawrence Bay erhellt. Gut, dass ich gestern Abend die Fotos gemacht habe, heute ist alles bewölkt, regnerisch und Tiefenschärfe ist wegen der Blattbewegungen im Sturm undenkbar. Um 9 Uhr brechen wir auf und fahren die holprige Piste zurück zur „Hauptstraße“. Auch hier kommen wir nur sehr langsam voran, zu viele herbstliche Fotomotive zwingen uns zu wiederholten Stopps. Wir fahren den Coastal Loop über Neill Harbour und schauen uns den Leuchtturm an. Spontan beschließen wir, eine Umrundung des Jigging Cove Lake und werden mit tollen Fotomotiven belohnt. Nächster Abstecher geht zum Warren Lake, den ich auch bebade – auch kalt! Da die Zufahrt zu den Mary Ann Falls für RV‘s gesperrt ist, packen wir die Fahrräder aus und radeln die 6,5 km one way hin. Es geht 170 Höhenmeter rauf und dann wieder runter, die Tour ist also schon etwas herausfordernd, aber sehr schön durch herbstlich gefärbten, lichten Wald. Der Wasserfall ist eine „very early morning location“ und wir haben um 15 Uhr volles Gegenlicht. Trotzden ist auch er nett. In Ingonish checken wir die Mails und senden einen ersten Bericht nach Deutschland. Um 16:45 Uhr laufen wir noch hinaus zum Middle Head. Wir sehen viele zutrauliche Hühnervögel, ruffed grouse, die mit ihren Flügeln trommeln, Eichhörnchen und vermutlich sogar Pilotwale (sehr weit weg). Um 18:30 Uhr sind wir in der Dämmerung am Auto zurück und fahren nur noch bis zum Ingonish Beach zum Übernachten, in der Hoffnung, dass heute Nacht auf dem großen Parkplatz keine Idioten auftauchen, um Rennen zu fahren oder eine Disco zu eröffnen. Um 19 Uhr ist es stockdunkel und wir machen uns über eine tunesische Pfanne her.
Übernachtung: Ingonish Beach
Wanderungen: Jigging Cove Lake (2,7 km, 60 hm, 1:00 h), Warren Lake (1,0 km), Mary Ann Falls (Fahrrad: 12,8 km, 310 hm, 1:00 h), Middle Head (4,2 km, 150 hm, 1:00 h)
Ein paar Worte zum Fotografieren des Indian Summer: Nicht nur die Wälder sind während des Indian Summers coloriert, auch die Heidelbeerfelder und Hochmoore (siehe Bilder). Landschaftsaufnahmen sind jedoch nicht ganz einfach, denn IM Wald sieht man beim Wandern den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und VOR dem Wald, z.B. an Straßenschneiden oder in Siedlungsgebieten verstellen gern kreuz und quer gespannte Stromkabel das Motiv. Pittoreske Häuser stehen entweder zu weit weg oder sind zu nah dran. Dankbar sind dagegen Ufer aller Art. Deshalb halten wir die Augen ständig offen, die eigentlich auch schon Rot, Orange und Gelb funkeln müssten. Der Zauber nähert sich jedoch trotz des milden, sonnigen Wetters dem Ende. Zum einen ist Sturm angesagt, zum anderen halten sich die Bäume offenbar stärker an die Tageslänge als Indikator, nicht an die Temperatur, die zwar die Intensität der Färbung, nicht aber ihre Dauer beeinflusst.
Dienstag, 10.10.2017 – Cape Breton Island – Bras d´Or Lake
Gegen 20 Uhr beginnt es zu regnen – und es hört nicht mehr auf. Wir beschließen, den Bras d´Or Lake Scenic Drive zu fahren, der leider anfangs nicht sehr scenic ist. Ab Grand Narrows wird es besser, man hat auch wieder einen netten Blick in und auf die Wälder, die leider heute etwas trüb sind. Wir verlassen bei Port Hawkesbury Cape Breton Island und fahren durch toll gefärbte Wälder mit allen Farbnuancen auf dem Trans Canada Highway nach Antigonish, wo wir tanken und etwas einkaufen. Weiter geht‘s vorbei an New Glasgow und Truro. Dann biegen wir auf den Glooscap Trail entlang der Cobequit Bay ab. Wir fahren bis Economy und übernachten um 18:30 Uhr an der Road zu den Economy Falls. Wir sind noch unschlüssig, ob wir morgen die 9 km auf der dreckigen und holprigen Dirtroad fahren sollen.
Übernachtung: Economy, River Phillip Road
Ein paar Worte zu Willy: Willy ist eine Wohltat! Wir haben alles, genauso wie wir es möchten, von der Pfanne bis zum Shampoo, vom unerschöpflichen Strom (Solarzellen) zum Laden aller technischen Geräte bis zur Tiefkühlbox. HP erfindet ein Bonmot: Wonneseufzer. Willy verschafft uns aber ebenso mehr Kontakte, als geahnt. Statt „Bunten Hund“, taufen wir ihn „Fliegenden Frosch“ in Anlehnung an seine Farbe. Mehr als genug Folks sprechen uns an „Quite a machine you are driving there?“, „What kind of truck is this?“, “What a rig?!”, „Wow, never seen such an RV, where does it come from?“, „Thats fantastic, did you ship it?“, aber auch “Is it for horses?”. Wir werden uns wohl noch eine nette, humorvolle Geschichte ausdenken müssen, um die Neugier in wenigen Worten befriedigen zu können, ohne beim Siebten unhöflich werden zu müssen, um das Tanken beenden oder den Parkplatz verlassen zu können.
Mittwoch, 11.10.2017 – Gloosecap Trail – Economy Beach – Five Islands Provincial Park – Cap d´Or Scenic Area – Cape Chignecto Provincial Park – Joggins Cliffs
Nachts sieht man schon die Sterne, morgens ist strahlend blauer Himmel, aber kühl. Die Wetterwechsel erfolgen rasch und umfassend. Wir fahren hinunter nach Economy an den Strand und fotografieren die weite Sand/Schlickebene der Bay of Fundy bei Ebbe. Das Meer verschwindet bis zum Horizont. Wenige Kilometer weiter Richtung Parrsboro biegen wir spontan in die Soley Cove Road ab und fotografieren schöne, baumbestandene Seastacks. Nächster Stopp ist der Five Islands Provincial Park. Der hat zwar schon zu, aber wir haben Glück und man lässt uns rein. Wir wandern am schönen Strand entlang, das Meer verschwindet noch weiter, volle Ebbe ist um 11 Uhr. Tanja unterhält sich mit zwei Muschelsammler, clam, und findet einen Schwamm. Dadurch vertrödeln wir uns etwas, aber der anwesende Parkhost macht uns trotzdem die Schranke auf. Weiter geht es gegen heftigen Gegenwind nach Westen, holprig, rauf und runter, immer wieder mit Stopps zum Fotografieren der Ausblicke und der Herbstfärbung. Kurz vor Advocate Harbour biegen wir auf 6 km Dirtroad zur Cape d´Or Scenic Area ab. Dort sind tolle Klippen, ein alter Mini-Leuchtturm und vor allem eine immense Strömung wegen der aufkommenden Flut. Acht Kubik-Kilometer Wasser fließen täglich zwei Mal in die Bay of Fundy hinein und hinaus. Das sieht man! Kurz danach komme der Cape Chignecto Provicial Park, der ebenfalls geschlossen hat, aber dank geöffneter Schranken betretbar bleibt. Irgendwie stehen wir jetzt immer öfter vor verschlossenen Toren? Wir laufen 1 km am netten Strand entlang, fahren dann aber weiter auf die Nordwestseite der Cumberland Halbinsel bis Joggins. Das aufwändige Fossile Museum hat nur bis 16 Uhr geöffnet. Jetzt um 18 Uhr ist Flut, wir kommen nicht an den Strand, der Tidenhub heute beträgt laut Tabelle 12,40 m, vor 3 Tagen bei Vollmond waren es knapp 13 m. Man sieht dennoch gut auf die Fossile Cliffs, in denen bedeutende Versteinerungen aus der Zeit gefunden wurden, in der die Fauna aus dem Wasser heraus das Land besiedelte. Oberhalb der Küste und den Fossile Cliffs fahren wir zum Übernachten an die Hardscramble Road, wieder ein Tipp aus iOverlander. Dank unseres hohen Aufbaus, haben wir tollen Meerblick vom Camper aus.
Übernachtung: Joggins Hardscramble Road
Wanderungen: Cape Chignecto Provincial Park (1,6 km, 20 hm, 0,5 h)
Donnerstag, 12.10.2017 – Hopewell Rocks – Fundy Nationalpark
Wir fahren um 9 Uhr in Joggins los und mit wenigen Fotostopps direkt zu den Hopewell Rocks. Um 11 Uhr sind wir da, perfekt, denn um 12:10 Uhr herrscht maximale Ebbe. Der eigentliche Statepark ist geschlossen und beschrankt, aber eine Seitenstraße zum Parkplatz am Ufer der Bay of Fundy wurde offen gelassen. Es ist einiges los! Wir laufen mit den Horden am ganzen Strand entlang und fotografieren die tollen „Flowerpot Rocks“ ausgiebig im Sonnenschein – sehr sehenswert und beeindruckend. Bei Flut stünden wir am Strand 2 m unter Wasser. Wir müssen unbedingt um 17 oder 18 Uhr zur Flut nochmal vorbeischauen! Also fahren wir weiter nach Süden Richtung Fundy Nationalpark. Ein kleiner, sehr holpriger Abstecher bringt und zum Cape Enrage Lighthouse. Alles ist schon geschlossen, das Lighthouse recht nett, liegt aber in vollem Gegenlicht und gibt fotografisch hier und heute nicht viel her. Am Strand, kurz vor dem Lighthouse, machen wir eine Kaffeepause im Sonnenschein. Dann holpern wir nach Alma und in den Fundy Nationalpark, das Visitor Center hat sogar noch offen. Hier könnte man sich gut zwei Tage aufhalten, aber uns drängt etwas die Zeit. Wir fahren also nur die Point Wolfe Road bis zum Ende mit einem Strand und einer Covered Bridge ab. Dann sausen wir zurück zu den Hopewell Rocks und laufen diesmal oben an den Klippen entlang, der vormals breite „Strand“ liegt komplett unter Wasser. Man kann von drei Viewpoints zur den Flowerpot Rocks schauen, die jetzt Inseln gleichen. Irre Landschaft! Um 17:45 Uhr fahren wir weiter, da es hier keinen schönen Übernachtungsplatz gibt und wollen bei Tageslicht nördlich von Moncton im Wald ein Plätzchen suchen. Das hätte auch zeitlich geklappt, um 18:30 Uhr sind wir nördlich von Moncton, doch alle Straßen sind nahtlos von Häusern gesäumt, alles „privat land“ und damit zum Übernachten ausgeschlossen. Genau genommen ist alles ein einziger Ort, zwar im Wald, aber ohne jedwede öffentliche Erschießung, jeder Stichweg führt zu einem Haus oder einem Feld: no trespassing. Wir fahren über Irishtown nach Notre Dame und weiter ans Meer bis Cocagne: 75 km mit drei auf der Karte eingezeichneten Orten. Da sollte man meinen, einen Platz zu finden, aber nix, die Gegend ist entlang der quasi einzigen Strasse völlig zersiedelt. Auch entlang der Küste ist es nicht anders. Es gibt zwar kleine, private Campgrounds, aber alle sind geschlossen und wären überdies dem vollen Verkehrslärm ausgesetzt. Wir fahren im Dunkeln bis Bouctouche und weiter bis zum Irving Eco Centre. Die müssten doch einen öffentlichen Parkplatz haben? Leider verpassen wir ihn im Dunkeln, da der links von der Strasse liegt, wir aber ausschließlich die Düne rechts am Meer im Visier haben. Die Karte zeigt uns, dass wir vorbeigefahren sein müssen, also biegen wir die nächste Strasse 100 m Richtung Meer ab und landen an einem kleinen Hafen – Glück gehabt, der erste öffentliche Platz seit 100 km. Da es inzwischen 20:30 Uhr ist, gibt es kein Steak sondern noch ein Marmeladenbrot und wir sind um 21.30 Uhr im Bett.
Übernachtung: St. Edouard de Kent am Hafen
Wanderung: Hopewell Rocks (3,6 km, 80 hm, 1,5 h)
Ein paar Worte zur Bay of Fundy: Eine überaus spannende Erfahrung! Liest man die Superlative zur Bay of Fundy in den Reiseführern „mit bis zu 21 m Tidenhub“, bleibt die Info zunächst eine schnöde Zahl und man argwöhnt, ob man wohl ein Gefühl für diese Zahl sehen oder erleben wird? Yes, you will! Ist man mehrere Gezeitenwechsel vor Ort, gleicht das Schauspiel bestem Unterricht-zum-Anfassen. Der Atlantik zieht sich in der Bay of Fundy so weit zurück, dass mehrere hundert Meter tiefe (nicht breite!) Strände freigelegt werden. Und bei Flut kommt das Wasser mit solcher Kraft zurück, dass man beim Ansteigen des Meeresspiegels zugucken kann.
Freitag, 13.10.2017 – Dune de Bouctouche – Kouchibouguac Nationalpark
Morgens liegt erstmals Raureif auf dem Gras. Am Hafen war es erstaunlich ruhig und wir schlafen gut. Nach dem Frühstück fahren wir 500 m zurück zum Irvin Eco Centre, parken auf dem riesigen Parkplatz, den wir gestern Abend so dringend gebraucht hätten, und laufen auf der Dune de Bouctouche auf einem aufwändig ausgebauten Boardwalk entlang, der von der lokalen Bevölkerung für einen Morgenspaziergang genutzt wird. Dann fahren wir in den Kouchibouguac Nationalpark. Der ist mehr eine National Recreation Area mit tollem Sandstrand zum Baden, gut ausgebauten Radwegen und Kanu-Einsatzstellen. Wir absolvieren ein paar Trails: Beaver Trail (0 Sterne, weil der Biber seit 1997 weg ist!), Marsh Loop (1 Stern), Kellys Beach (2 Sterne), Bog Trail (3 Sterne), Kouchibouguac River (1 Stern). Insgesamt ist der Nationalpark ganz nett, gut erschlossen, aber eher ein Erholungsgebiet. Ich unterhalte mich beim Nachmittagstee mit einem Paar, das einen Campground in Bouctouche betreibt: Seit dem Labor-Day-Wochenende am 4. September hätten insgesamt noch 15 Gäste auf Ihrem Campground mit 220 Stellplätzen eingecheckt. Nächstes Jahr würden sie vier Wochen früher schließen, die spektakuläre Herbstfärbung interessiert hier offenbar keinen?! Unser Fazit: Wir sind schon wieder zu spät im Jahr unterwegs mit den bekannten Einschränkungen, und uns interessiert einfach das, was jedem anderen egal ist. Wir verlassen den Park nach Norden auf dem Acadian Trail (Autoroute), auf dem aber außer einem, neben die Straße versetzten, kleinen Leuchtturm nichts Besonderes zu sehen ist. Die nächste Halbinsel lassen wir dementsprechend als Umweg aus und fahren auf dem Hwy 11 auf direktem Weg von Miramichi nach Bathurst. Nach 30 km schlagen wir uns in den Wald bei Lavillette und finden um 18:15 Uhr einen schönen Platz an einer heidebewachsenen, offenen Fläche. Heute gibt es das für gestern vorgesehene Steak mit Süßkartoffeln.
Übernachtung: Lavilette im Wald
Wanderung: Dune de Bouctouche (3,1 km, 30 hm, 0,45 h)
Ein paar Worte zu „fermé“ und „closed for the season“: Was in Norwegen letztes Jahr im September für uns das „stengt for säsonen“ war, sind hier die „closed“- oder „fermé“- Schilder. Öffentliche Einrichtungen vom Nationalpark-Visitor-Center über Museen (weltberühmte Fossilien bleiben zum zweiten Mal unerreichbar) bis hin zu Geschäften und Geschäftchen (=WC’s) oder Dumping-Stationen mit Frischwasser-Auftank-Möglichkeit für Reisende haben mit dem Thanksgiving-Wochenende die Saison beendet. Wir hören die Amerika-Versierten unken: Thanksgiving ist doch erst im November! Pardon, in Kanada feiert man Erntedank schon Mitte Oktober… Touristenmassen müssen wir um diese Jahreszeit nicht befürchten, deutsche Motel-Reisende berichten über 220-Zimmer-Unterkünfte, in denen drei belegt sind, und so hat auch das „fermé“ seine guten Seiten. Die Parkplätze in den Nationalparks hat Willy so manches Mal für sich alleine.
Samstag, 14.10.2017 – Percé Rock
Beim Frühstück klopft es an der Tür „Did you see the owner?“. Nein, wir haben niemanden gesehen. Im Verlauf des Durch-die-Brust-ins-Auge geführten Gesprächs stellt sich heraus, dass wir nicht auf public land stehen, was nicht erkennbar ist. Wir geben uns trotzdem veständnisvoll und halten uns daran, in 20 Min verschwunden zu sein. Heute legen wir einen Fahrtag ein und sausen auf dem Hwy 11 über Bathurst nach Campbellton. Hier versuchen wir zu dumpen, aber alles ist zu. In Quebec finden wir einen offenen, privaten Campground. Es ist niemand da und so füllen wir ohne zu schaden oder zu stören unseren Wassertank auf. Dann geht‘s weiter auf der #132 entlang der südlichen Gaspé Halbinsel. Die französischen Kanadier erscheinen uns etwas strukturierter und ordentlicher als die New Brunswicker, aber auch hier ist es entlang der Hauptstraße sehr zersiedelt, Nebenstraßen sind Fehlanzeige. Aber wenigstens gibt es ein paar Geschäfte, öffentliche Einrichtungen, Rastplätze, Handwerker-Betriebe etc. Offenbar wird hier nicht nur zu Freizeitzwecken gewohnt, sondern auch gearbeitet. Die Strecke ist ganz nett, gibt aber nichts zum Fotografieren her, schon gar nicht bei kompletter Bewölkung. Wir fahren zum Miguasha Nationalpark. Hier gibt es Fossilien, der Strand ist sogar Weltnaturerbe, da hier die bedeutendsten Funde aus der Devon Zeit gemacht wurden. Leider hat das aufwändige Museum zu. Also fahren wir weiter, stoppen, um Französisches Brot zu shoppen und eine Kaffeepause einzulegen. Wir kommen um 18 Uhr im Percé an und haben Glück, da just in dem Moment die Wolkendecke minimal aufreißt und einen einzelnen Sonnenstrahl auf den Percé Rock entsendet. Nach 5 Minuten ist der Zauber vorbei. Zum Übernachten wollen wir weg von der Straße und fahren an einen iOverlander Platz. Der passt uns nicht, also fahren wir weiter in den Wald und biegen auf einen engen Waldweg ein, dem wir bis zu einer Lichtung folgen. Hier stehen wir ruhig und schön mit Blick bis zum Meer.
Übernachtung: Percé im Wald
Ein paar Worte zu Québec: Es fühlt sich schon sehr seltsam an, „mitten“ in Nordamerika Französisch zu sprechen. Die ersten drei Personen konnten (nicht „nicht wollten“) tatsächlich kein Wort Englisch… Lästig ist das Eingeben der Ortsnamen: Sainte-Germaine-de-L’Anse-aux-Gascons lässt sich bei hoppsigen Straßen nur sehr schlecht ins Navi tippen. Dafür ist Québec vergleichsweise schick, aufgeräumt und die Häuser liebevoll gestaltet. An dieser Stelle geht ein Lob an die Quebeconians : Die Straßen sind viel besser als in Nova Scotia und New Brunswick, wo selbige auf geteerten Nebenstrecken rillig und schräg, holprig bis schlaglöchrig ausfallen. Und im Vergleich zu New Brunswick sind die Quebecianer planerischer und ordentlicher in ihren Housing Areas, kreativer, individueller, detailverliebter, liebevoller. Die Orte sind als solche definiert und verstreuen sich nicht wild über hunderte von Kilometern wie in New Brunswick, ohne in der Karte verzeichnet zu sein, und sie haben einen Ortskern mit einigen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens . Aber wir können architektonisch keinen signifikanten Unterschied zum durchschnittlich amerikanischen Baustil entdecken. Wenn dann in den Reiseführern wieder mal über Québec etwas von „typisch arkadisch“, „im französischen Stil“ oder „very british“ steht, sehen wir uns nur verdutzt an, denn die Dörfer und Gemeinden sehen überall absolut gleich aus, der „amerikanische“ Architekturstil ist dominant.
Sonntag, 15.10.2017 – Forillon Nationalpark – Cap des Rosiers Lighthouse
Es schüttet morgens nicht und hat auch die angekündigten 80 km/h Wind fehlen. Aber es ist vollständig bewölkt und das Wetter verschlechtert sich mit jeder Stunde. Wir fahren zurück nach Percé und schauen uns den Percé Rock aus der Nähe an – kein Vergleich mit dem schönen Sonnenbild gestern Abend. Weiter geht es auf der sehr abwechslungsreichen, bergigen und sehr schönen Strecke nach Gaspé. Wir versuchen WiFi zu finden, was aber nirgends klappt. Nächstes Ziel ist der Forillon Nationalpark. Wir packen trotz Nieselregens gleich die Räder aus und unternehmen eine 21,8 km Radtour auf dem Le Portage Trail. Wir sehen zwei Elche! Um 15 Uhr fahren wir entlang der Südküste bis zum Cap Gaspé. Die Küste ist toll, das Wetter scheiße. Am Straßenrand futtert ein Porcupine das frische Gras und lässt sich absolut nicht stören. Wir beobachten es gut 30 Minuten. Auch am Visitor Center labt sich ein Porcupine am Lawn, wir dachten, die Kerlchen seien Baumbewohner? Dann fahren wir zurück und an die Nordküste zum Cap Bon Ami. Die steilen Klippen sind beeindruckend. Um 16:45 Uhr fahren wir zum Leuchtturm am Cap des Rosiers und beziehen unseren Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz, auf dem keiner steht und bis morgen auch garantiert keiner mehr kommen wird: off season!
Übernachtung: Cape des Rosiers am Leuchtturm
Wanderung: Fahrrad 21,8 km Le Portage Trail
Ein paar Worte zu kanadischen Nationalparks: Nach dem Besuch mehrere Canadian National Parks kategorisieren wir sie als das ein, was in den USA National Recreation Areas sind. Geschützte, attraktive Landschaften, ausgebaut mit Radwegen, Wanderwegen und Lookouts für Erholungssuchende. Der Aspekt des Naturschutzes, insbesondere des Artenschutzes ist wenig ausgeprägt oder fehlt ganz. Beispiel: Man baut einen aufwendigen Plankenweg um einen von Bibern aufgestauten See, der 1986 von Bibern verlassen wurde, inzwischen verlandet ist und nennt das Ganze Beaver Trail. In den USA hätte man Biber wiederangesiedelt.
Montag, 16.10.2017 – Hwy # 132 entlang der Nordküste – Ste. Madeleine und Cap au Renard Lighthouses – Gaspesie National Park – Lac aux Americans
Nachts erreichen uns die für gestern angekündigten, 80 km/h Wind, Willy und wir schwanken erneut im Sturm. Zudem wir Willy im Regen druckgestrahlt. Das säubernde Bad hilft jedoch nur wenig, denn auf der schönen Straße entlang der Nordküste der Gaspé Halbinsel wird er sofort wieder dreckig, wie es sich für ein Offroad-Fahrzeug gehört. Die Strecke ist schön, nur das Wetter ist so schlecht, dass man kaum etwas fotografieren kann. Wir stoppen am Ste. Madeleine Leuchtturm. Ab hier führt die Straße direkt am Ufer entlang, ja vielmehr ist die Straße das Ufer, aufwändig verbaut. Die erhebliche Brandung lässt die Gischt über den Highway sprühen. Wir schauen 1/2 Stunde den hochschlagenden Wellen zu, die an der Betonverbauung entlangsausen. Am Cap au Renard Leuchtturm legen wir unsere inzwischen gut eingeführte Nachmittagspause ein. Um nicht nur den ganzen Tag zu fahren, legen wir nach einigem Zaudern doch den Abstecher in den angeblich ganzjährig geöffneten Gaspesie Nationalpark ein. Geöffnet hat aber nur die Hautdurchgangsstraße und der Hiking-Trail zum Lac aux Americans, sonst sind die Schranken geschlossen. Wir nehmen, was wir kriegen können und wandern zum Lac aux Americans. Dieser liegt 685 m hoch, ab 500 m schneit es. Wir machen also eine nette Schneewanderung. Um 17 Uhr sind wir zurück am Auto und fahren ein Stück zurück Richtung Sainte Anne des Monts. Ein Campground-Sign ist nicht mit dem obligatorischen „fermé“ versehen, keine Schranke versperrt ihn. Da stellen wir uns hin, kochen und richten alles für die Nacht her. Um 20:00 Uhr klopft es an der Tür. Ein Ranger macht uns unmissverständlich und kompromisslos klar, dass wir uns ein Camping Permit zu besorgen haben, sofort, und morgen die Gebühr von 35 $ plus 17 $ Eintritt zu entrichten haben. Da dieser Forderung bei samt und sonders geschlossenen Nationalpark-Dienstleistungen (Wasserhähne, Toiletten, Visitorcenter sind selbstredend auch alle geschlossen) und der Tatsache, dass wir alles in die Schränke zurückpacken müssen, auch wenn wir nur 1 km zur Erlangung des Permits fahren müssen, treffen wir eine Entscheidung. Wir fahren im Dunkeln 40 km bis Ste Anne des Monts und stellen uns am Museum an den Hafen.
Übernachtung: Ste. Anne des Monts
Wanderung: Lac aux Americans (3,0 km, 100 hm, 0:45 h)
Dienstag, 17.10.2017 – Hwy # 132 entlang der Nordküste – Schneegänse bei Baie des Sables – Pointe au Père Lighthouse – Lac Temiscouta National Park
Wir starten ohne Frühstück in Ste. Anne des Monts und fahren 45 Minuten, bis wir einen netten Frühstückplatz mit Meerblick finden. In Matane stoppen wir für einen kurzen Einkauf. Dann geht es weiter an der zunehmend besiedelten Küste entlang. Bei Baie des Sables sammeln sich an diversen Stellen Schwärme von Schneegänsen zum Rasten auf ihrem Zug gen Süden immer dort, wo kleinere Bäche einmünden und Süßwasser anbieten. Wir beobachten zwei Mal ca. 1000 Tiere. Sie leben leider sehr unsicher, denn sobald ein Kanadier der Schneegänse angesichtig wird, muss er die Knarre auspacken und losballern. Wir sehen auf der Strecke zahlreiche Elche – alle erschossen auf Anhängern oder Pickups. In Pointe Au Pére schauen wir uns kurz den ungewöhnlich gebauten Leuchtturm an. Dann beschließen wir, die Küste und somit auch Québec zu verlassen und im Landesinneren Richtung Maine zu fahren. Wir durchqueren in hügeliger Landschaft große Waldgebiete, unterbrochen durch die obligatorischen Siedlungen entlang der Straße. Ein Abstecher in den Nationalpark am Lac Temiscouata bringt nichts. Man könnte hier im Wald wandern und mit dem Kanu fahren. Die Landschaft ist aber weitgehend unspektakulär. Wir beziehen einen Waldplatz rund 2 km außerhalb des Nationalparks für die Nacht.
Übernachtung: Lac Touladie
Ein paar Worte zum Wildlife: In den letzten Wochen haben wir doch einige Elche gesehen. Als abgeschlagener Kopf auf einem Gepäckträger. Blutverschmiert auf die Ladefläche gepfercht, aus der die Hufe und Schlappohren bei jeder Bodenwelle traurig herauswippten. Um die Räder eines Quads auf den Anhänger gewickelt. Zerteilt in einer Garage aufgehängt. Wir haben Mord-Saison! Bislang waren uns nur zwei lebende Exemplare der massigen Tiere hold. Hellauf begeistert haben uns hingegen mehrere Schwärme Schneegänse am St. Lawrence Strom auf dem Weg nach Süden. Mit ihrem permanenten Geschnatter sind die gefiederten Gesellen nicht nur optisch, sondern auch für die Ohren ein wunderbares Schauspiel. Besonders überrascht haben uns die Stachelschweine im Forillon-Nationalpark, denn die als Baumbewohner bekannten Nager grasten verzückt auf den Wiesen frische Kräuter. So viel zu den Lehrbüchern…
Ein paar Worte zum Hunting: Einfach nur kriminell! Denn dieses Morden in wirtschaftlich äußerst potenten Bundesstaaten wie Quebec dient weder dem Broterwerb, noch der Ernährung. Es ist reiner Zeitvertreib und damit umso abscheulicher. Zumal die Art und Weise vor Unfairness schreit. Wir sehen live, wie man den wehrlosen Tieren mit Quads bis in die letzten Winkel der Wälder nachstellt, man legt sich an Bahnschienen und Straßen auf die Lauer, ohne eine Schweißperle zu vergießen, während unsere tierischen Verwandten ihr Leben verlieren. Uns kommen die Wälder in den bereisten Gegenden Ost-Kanadas extrem tierarm vor – angesichts obiger Praktiken kein Wunder, sondern logische Konsequenz, die offenbar keiner sieht, oder keiner sehen möchte. Denn selbst wenn die Wälder noch nicht ganz leer geschossen sein solltn, so macht es die Tiere so scheu, dass Menschen wie wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen und sich sogar überlegen müssen, ob man die wenigen, vertrauensseeligen Vierbeiner verscheuchen muss, damit sie nicht dem nächsten Zweibeiner mit Flinte zum Opfer fallen. So machen Naturreisen auf jeden Fall traurig, wie der Mensch seine Mitgeschöpfe grundlos hinrichtet! Ich hätte einen Vorschlag: Man könnte doch alljährlich zur Jagdsaison im Herbst einen Wettbewerb ausloben, welcher Jäger die meisten anderen Jäger abschießen kann. Derjenige mit der höchsten Quote bekommt einen Preis und eine Siegertrophäe, z.B. einen goldenen Phallus. So würde sich das Problem von selbst dezimieren. Was für Typen meinen, Tiere abschlachten zu dürfen, ohne der Natur etwas dafür zurückzugeben, ist haarsträubend: fett, dreckig, alt, einfach ekelig. Heute musste ich mit vier solchen Kriminellen in einem Visitor Center stehen und mir ist fast die Luft zum Atmen weggeblieben. Die Krönung ist, dass Wildtiere hier als „game“ bezeichnet werden (=Spiel) und Jäger als „sportsmen“ (=Sportler). Mehr Hohn für Kriminalität kann ich mir gar nicht vorstellen. Der Effekt der Barberei ist, dass wir keinen Vierbeiner zu sehen bekommen, denn nur, wer höchste Scheu vor dem Menschen hat, überlebt. Ein Trauerspiel, denn wie muss sich ein Tier fühlen, dass 24 Stunden rund um die Uhr Gefahr läuft, abgeknallt zu werden? Z.B. die Gänse, die derzeit vom hohen Norden in den Süden tausende von Kilometern fliegen und rasten möchten. Schon ballert einer auf sie, alle fliegen auf und verschwenden ihre Kräfte…
Mittwoch, 18.10.2017 – Lac Long – Lac Baker – Grenzübertritt Kanada-USA – Katahdin Woods Scenic Byway – Shin Brook Falls
Morgens verstauen wir alle frischen Lebensmittel im Geheimfach unter den Getränken, denn man darf weder Eier, noch Kartoffeln oder Fleisch über die Grenze einführen. Wir fahren entlang des Temiscouata Lake weiter nach Süden. In Temiscouata biegen wir auf eine Nebenstrasse ab entlang des Lac Long und Lac Baker. Hier ist es wieder schön, Herbstfärbung, See, verstreute Häuser, schöne Wolken. Um 11 Uhr sind wir an der Grenze Canada-USA in Fort Kent. Die Kanadier wollen von uns gar nichts, keine Papiere, wir werden durchgewunken. Die Amerikaner bearbeiten uns professionell und langsam, mit den obligatorischen Fingerabrücken, Fotos, Fragen. Wir warten gut 45 Minuten. Das Auto interessiert niemanden. Ich frage extra nach, Tanja argwöhnt, ich würde damit nur unnötig schlafende Hunde wecken. Aber ich möchte Klarheit. Also holt der Border Officer den Police Officer, doch beide haben noch nie ein europäisches Auto gesehen. In der entstehenden Wartezeit wird unser Willy doch noch von Innen inspiziert. Vorne haben wir die Becher mit dem Egg Nog vergessen… Doch die sieht auch keiner. Alles easy. „We should be fine with your vehicle.“ ist schließlich die unzufriedenstellende Endaussage des jungen Police Officers. We are in the States! Wir tanken in Fort Kent für 1000 km Diesel und fahren auf dem Fish River Scenic Byway durch ausgedehnte Wälder, die privaten Holzfirmen gehören, über Eagle Lace, Portage bis Patten. Hier biegen wir auf den Katahdin Woods Scenic Byway Richtung Baxter State Park ab. Die Herbstfärbung ist wieder toll, zwar etwas über den Peak, aber sehr farbenfroh, so dass wir zahlreiche Fotostopps einlegen. Um nicht nur im Auto zu sitzen, biegen wir an einem unscheinbaren Schild ab zu den Shin Brook Falls. Der Trail geht steil hinunter zum Wasserfall, der aber wirklich sehenswert ist. Die weiterführende Straße Richtung Baxter State Park wird immer enger, die Zweige hängen tiefer, ein Schild weist darauf hin, dass Fahrzeuge über neun Fuß nicht weiterfahren dürfen. Am Baxter State Park Gate empfängt uns ein Volunteer, der uns ein paar Infos und eine Karte gibt. Ein Visitor Center gibt es nur im Süden, von Millinoket aus. Mit unserem Willy haben wir im State Park keine Chance: Maximale Höhe 2,7 m, wegen der Zweige. Also entscheiden wir, morgen eine längere Fahrradtour in den Baxter State Park zu unternehmen. Wir fahren ein Stückchen zurück und biegen Richtung Katahdin Woods National Monument auf eine Dirt Road ab. Direkt vor dem Eingangsschild parken wir auf einem Trailhead für die Nacht.
Übernachtung: Katahdin Woods National Monument
Wanderung: Shin Brook Falls (2,1 km, 50 hm, 0:45 h)
Ein paar Wort zum Grenzübertritt: Der Morgen vor dem Grenzübertritt von Canada (New Brunswick/Quebec) in die USA (Maine) beginnt mit Umräumen. Eier, Fleisch, Salat, Käse, Milch, alles bislang nicht verzehrte Frische wird in unserem Super-Geheimfach verstaut. An der kanadischen Grenze winkt man uns durch, wir Drei brauchen und erhalten auch auf Nachfrage keinen Ausreisestempel. Ab über die Brücke nach Fort Kent, Einreiseformalitäten USA. Es dauert. Und ist am Ende das gleiche Prozedere wie am Flughafen. Mit den gleichen (unsinnigen) Fragen zu kriminellen Hintergründen, der Einfuhr von Waffen und Drogen, mit den gleichen Fingerabdrücken, Fotos und weißen Karten im Pass. Uns werden mit einem „you’re done“ bereits die Pässe überreicht, als HP sich genötigt fühlt, zu fragen, ob denn das Auto nicht ebenfalls Papiere oder eine Berechtigung benötige…? Mit dieser Frage sind alle vier anwesenden Zollbeamten hoffnungslos überfragt und beordern einen Polizisten zu Rate. Der ist grundehrlich und sagt „I’ve never had something like this. You know, we are a small city in Maine. International travellers are rare.“ Aha, wir haben uns also mit dem Baxter State Park, Maine, mal wieder eine Route abseits aller Touristenpfade ausgesucht. Aber es wird fleißig telefoniert und wir erhalten schlussendlich das Statement „if the car stays registered in germany, you should be fine.“ Nebeneffekt der Recherche: Ein Beamter hat Zeit, unseren Willy doch noch genauer unter die Lupe zu nehmen! Er durchforstet mit Handschuhen ohne unsere Anwesenheit die Klappen und Schubladen etc. Und findet nichts Beanstandenwertes. Test bestanden. Unsere Super-Geheimverstecke funktionieren!
Ein paar Worte zu Kanada: Objektiv betrachtet, verändert sich auf den ersten Metern in den USA kaum Etwas zu Canada. Aber das Gefühl ist ein ganz anderes. Man ist wieder zu Hause. Alles fühlt sich vertraut und „richtig“ an. Und tatsächlich gibt es auch objektiv Unterschiede. Die Straßen sind besser, die Häuser ordentlicher, überall wird gearbeitet und einer Aufgabe nachgegangen. Vermutlich ist genau dieses Fehlen von Geschäftigkeit und echtem Handwerk das, was vor allem in Quebec „gestört“ hat. Die Zersiedelung trägt entlang der Küstenlinien New Brunswicks und Quebecs norwegische Züge. Hier fährt man an tausenden Kilometern Küste entlang an Häusern, in denen außer Dasein nichts stattfindet. Über hunderte von Kilometern und zehntausende von Häusern sind keine Anzeichen von Handwerk, Handel, Dienstleistung, Landwirtschaft oder einer anderen Geschäftigkeit festzustellen. Es gibt nur gelegentlich Ortszentren, das Gros sind lose Aneinanderreihungen von Häusern, in denen Menschen wohnen, die eigentlich was den ganzen Tag genau tun? Sie haben keinerlei Gärten, sie nutzen das Meer nicht zum Surfen, Bootfahren oder andere, sportliche Aktivitäten. Auf weiten Strecken haben die touristischen Einrichtungen gefehlt oder waren weniger als halbherzig mit saisonal kurzen Öffnungszeiten z.T. nur bis September, gesperrten Haupt-Trails in den Nationalparks, obwohl man sich „ouvert toute l’année“ auf die Fahnen schreibt. Die völlig überfischten Gewässer mit entsprechend minimalen Fangquoten ernähren nur noch wenige Familien, Schiffswracks sind häufiger als Fischtrawler im Wasser. Handelt es sich also überwiegend um Rentner und Ferienhäuser? Fazit: Canada ist einfach nicht das Gleiche.
Donnerstag, 19.10.2017 – Baxter State Park – Radtour: South Branch Pond – South Branch Pond Falls, East Spur Overlook
Die Sonne geht jeden Tag spürbar später auf, wir fahren ja auch die ganze Zeit nach Westen und nur wenig nach Süden, der Winter naht. Um 8 Uhr ist noch immer nichts von ihr zu sehen. Heute unternehmen wir eine Radtour durch den nördlichen Baxter State Park. Dazu fahren wir mit dem Auto zunächst 3 km bis zum Parkeingang. Als Radler zahlen wir keinen Eintritt. Wir radeln auf der Parkroad los und bewegen uns im schönen Wald mit nur wenigen Ausblicken. Manchmal ergibt sich ein Blick auf den Trout Brook mit netten, herbstlichen Spiegelungen. Wir radeln ca. 18 km zum South Brand Pond, der idyllisch im herbstlichen Wald liegt, und wandern am Südufer entlang. Doch auch dieser Pfad führt meist im Wald. Ich springe sogar noch kurz ins kalte Wasser. Auf dem Rückweg laufen wir 1 km zum South Brook Falls, eine nette kleine Kaskade mit schönem Badepool, der ebenfalls meinerseits genutzt wird. Tanja ist das Wasser wie immer zu kalt, obwohl sie sich sogar mutig entkleidet, es dann aber doch nur bis zu den Oberschenkeln in die Gumpe schafft. Dann sausen wir zurück bis zum Horse Mountain Trail. Wir laufen gut 2 km bergauf im Wald zum East Spur Overlook mit Fernblick für 30 oder 40 km über endlose, herbstliche Wälder mit ein paar Seen dazwischen: keine Stromleitungen, Kahlschläge, Straßen oder Häuser sind zu sehen. Um 16 Uhr trüben ein paar Wolken den Himmel, als wir uns auf den Rückweg zu unseren Rädern machen. Vom Trailhead ist es nur noch knapp 1 km zum Auto. Wir packen die Räder ein, fahren ein Stückchen zurück Richtung Patten und biegen auf die Atwood Pond Road ab. Leider gibt es keine Chance, an den See zum Übernachten zu gelangen. Zwei von uns auf der Here-Maps-Karte auf dem Tablet ausgewählte Wege, die dorthin abbiegen, sind versperrt und privat. Die Road wird schlechter, also stellen wir uns auf einem Hügel an den Wegesrand, wo wir einen netten Blick auf die Berge im Westen haben und in schöner Herbstfärbung stehen.
Übernachtung: Atwood Pond Road
Wanderungen: Radtour ca. 36 km plus Wanderung zu South Branch Pond (2,5 km, 50 hm, 0:45 h) – South Branch Pond Falls (1,7 km, 60 hm, 0:45 h) – East Spur Overlook (4,9 km, 260 hm, 1,5 Std.)
Ein paar Worte zum Indian Summer: Auch hier in Maine im Baxter State Park erzählt man uns von diesjährig ungewöhnlich warmem Wetter. Mitte Oktober würde in den meisten Jahren schon Schnee liegen und kein Blatt mehr an den Bäumen hängen. Glück gehabt! Der Sommer sei sehr trocken gewesen, die Quelle im Park, an der wir Halt machen, um unseren geschwundenen Wasservorrat zu verbessern, ist trocken gefallen. Dürre lässt die Blätter eigentlich früher fallen und drosselt die Farbintensität. Ob wir nun ein gutes oder ein schlechtes Indian-Summer-Jahr erwischt haben, sei einerlei. Immerhin haben wir es trotz der Rahmenbedingungen geschafft, 2017hierher zu kommen und in jedem Fall einen Eindruck vom Indian Summer mitzunehmen anstatt nach Italien zu fahren.
Freitag, 20.10.2017 – Millinocket Lake – Baxter State Park – Penobscot River – Moosehead Lake
Es ist wieder stürmisch, aber sonnig. Heute ist Fahrtag – scenic driving through the forests of Maine. Wir fahren zurück nach Patten, dann zur I-95, ein Stück nach Süden, in Millinocket zum Südeingang des Baxter State Parks. Am Millinocket Lake halten wir für ein paar schöne Fotos mit dem Mt. Katahdin im Hintergrund an. Im Südlichen Baxter State Park machen wir ein ganz ähnliches Foto, diesmal mit dem Tongue Pond im Vordergrund und dem Mt. Katahdin im Hintergrund. Die nächsten 100 km nach Greenville kämpfen wir uns auf einer elenden Piste, halb Teer, halb Gravel, miese Washboards, tiefe Schlaglöcher, Steinpassagen durch den Wald. Sie folgt zunächst dem West Branch Penobscott River. An der Brücke hinter der Abzweigung nach Ashford hat man den besten Blick auf den ordentlichen Fluss mit schönen Stromschnellen. Die Strecke wird ab hier noch schlechter und wir fahren nicht mehr über 40 km/h. Um 15 Uhr sind wir endlich am Moosehead Lake und stoppen an der Beaver Cove Marina, um ein Stückchen am See entlang zu laufen. Dieser erscheint nicht so farbenfroh wie die anderen Seen, ist mehr von Nadelbäumen umgeben. Wir wollen noch ein Stück um den See fahren, bevor wir an die Küste abbiegen. Also auf nach Greenville. Die Straße führt den Moosehead Hill hinauf mit tollen Blicken über den Moosehead Lake an den Stellen, wo der Wald gerodet wurde. Hier stehen ein paar netten Hütten, alles noble Lodges. Rechts geht es in ein neu ausgewiesenes Baugebiet. Der Wald ist gerodet und laut Infotafel sind zwei Grundstücke von ca. 15 verkauft, der Vermerk „please drive in“ verleitet uns dazu, genau das zu tun. Der Blick auf den See ist fantastisch. Wir bleiben am Ende einer Erschließungsstichstraße am Wendehammer stehen, wo wir sicher keinen stören und wagen es, für die Nacht zu bleiben. Wir beobachten mehrere Autos, deren Insassen sich umschauen. Doch als es dunkel wird kommt der Landowner. Er macht uns klar, dass wir auf Privatland stehen und wegfahren müssen. Wir entschuldigen uns und bitten um 15 Minuten, um alles für die Wegfahrt wegpacken zu können. Doch kaum haben wir mit dem Räumen angefangen, klopft es erneut. Wir würden ja ganz vertrauenswürdig aussehen und unser Auto sei ja auch quite nice, räumt er ein und erlaubt uns, eine Nacht zu bleiben, wenn wir nicht jagen. Selbstverständlich nicht! HP fährt mit dem Besitzer zum Grundstückseingang, damit wir morgen früh das Seil öffnen und ordnungsgemäß schließen können (, das bei unserer Einfahrt offen und nicht zu sehen war). HP erfährt, dass der Herr hier 2000 acre Land besitzt und sich mit 46 zur Ruhe gesetzt hat. Wir dürfen bleiben – vielleicht kaufen wir ja ein Grundstück! Fazit: Wie definiert man Luxus? Luxus ist kein 5-Sterne-Hotel, sondern ein 5-Sterne-Übernachtungsplatz mit Blick über Seen und Wälder bis zum Horizont, ohne Straßen oder Stromleitungen, während man windumtost ein Steak mit Baked Beans genießt.
Übernachtung: Moosehead Lake
Ein paar Worte zum Osten der USA: Wir sind mit der Ansicht angereist, im Osten der USA sei alles so dicht besiedelt wie in Europa. Nicht alles! Der Norden von Maine gehört den Wäldern, die nur eine Handvoll Straßen durchziehen. Eine davon beschert uns statt 150 km Teerstrecke eine schlaglochreiche Gravel-Piste. So viel Wildnis, die man hier gern mit Wasserflugzeugen erkundet, hatten wir nicht erwartet und sind von Maine sehr positiv überrascht.
Samstag, 21.10.2017 – Acadia Nationalpark: Precipice Trail – Park Loop Road – Jordan Pond
Die Sonne tut sich morgens schwer, doch wir schaffen es, ein Sonnenbild vom Moosehead Lake auf den Chip zu speichern. Der Hafen von Downtown Greenville ist nicht so toll, aber er bietet Wifi, das Erste seit Tagen vergeblicher Suche. Dann geht es auf der Schnellstraße nach Bangor, wo wir uns bei Walmart verproviantieren. Weitere 42 mi bringen uns in den Acadia Nationalpark. Wir schreiben einen Samstag, was wir zu spüren bekommen werden: Es sind Massen an Autos und Besuchern unterwegs, sehr viele Inder, sehr viele Asiaten, sehr viele Amerikaner. Und wir mittendrin… Die Organisation des Acadia Parks erinnert ein bisschen an den Saguaro National Park, der ebenfalls stadtnah liegt und mehrere, zerstückelte Teilbereiche umfasst. Wir kaufen für 80,- $ den Annual Pass für die USA-Nationalparks und fahren auf die Park Loop Road. Mal sehen, ob wir durch die niedrigen Brücken passen:11ft 8 in. Willy misst rund 12 ft. Wir passen durch, vorsorglich fahre ich auf dem Mittelstreifen, wo die gebogenen Brückenunterseiten die größtmögliche Durchfahrtshöhe aufweisen. Gleich zu Beginn hat mein einen schönen Blick über die Frechman Bay. Der Kreuzfahrt-Tanker „Mein Schiff“ liegt dick und fett im Hafen von Bar Habour. Zunächst stoppen wir am Precipice Trail, der steil an der Felswand über Boulder und Leitern hinauf zum Champain Mountain führt. Wir kraxeln fast ganz rauf, dann gibt Tanja auf angesichts einer ausschließlich aus senkrechten, verbogenen Stahltritten bestehenden Passage. Ihr fehlt die Zuversicht und Trittsicherheit. Sobald wir wieder unten sind, geht‘s auf der Park Loop Road zum Sand Beach, einem hübschen, klassischen Sandstrand. Der Küstenabschnitt bis zum Otter Point ist dann toll, weil felsig. Wir stoppen ein paar Mal. Nächster Stopp ist der Jordan Pond – sehr schön. Auf den Cadillac Mountain lassen sie uns nicht fahren – keine RVs. Ok, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz außerhalb, denn von zwei NP-Campgrounds hat nur noch einer auf und in dem nur einer von drei Loops, so dass er ausgebucht ist. Ja, ja, es ist doch jedes Jahr wieder erstaunlich, dass im Herbst doch noch viele Besucher kommen und jedes Mal sind die Ranger wieder überrascht und konnten es nicht kommen sehen und vielleicht noch zwei Loops auflassen…. Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht kommen an der Mt. Desert High School vorbei und probieren deren Parkplatz aus, mal sehen ob man uns vertreibt. Ruhig ist es auf jeden Fall und WiFi haben wir auch.
Übernachtung: Mt. Desert Island High School
Wanderungen: Precipice Trail (3 km, 250 hm, 1,5 Std.)
Ein paar Worte zur Himmelsfarbe: Im Urlaub sieht man ja bekanntlich Vieles durch die rosarote Brille. Deshalb haben wir uns gefragt, ob uns der tief dunkelblaue Himmel Maines nur blauer vorkommt, oder ob er tatsächlich blauer ist als zu Hause. Er IST viel satter in der Farbe, während der Himmel über Ulm auch an nebelfreien Tagen maximal ein zartes Baby-Blau hinbekommt. Erklärungsversuch: Die Luftfeuchte ist zu Hause höher, dadurch wirkt der Himmel weißer, während hier trockeneres Klima den Grauschleier verhindert und das Tiefblau ermöglicht.
Sonntag, 22.10.2017 – Bass Harbour Lighthouse – Fort Knox State Park – Camden Hill State Park – Bald Mountain – Kanu-Tour Lake Megunticook
Wir schlafen gut an der High School und werden nicht belästigt. Ohne Frühstück fahren wir nach Süden um den Somes Sound herum auf den Westteil der Mt. Desert Island. Am Echo Lake stoppen wir kurz, in Southwest Harbour parken wir am Hafen für ein Frühstück. Dann fahren wir über Seawall zum Bass Harbor Lighthouse, der ein bisschen sehr klein ausfällt. Über Seal Cove und Pretty Marsh fahren wir wieder nach Norden. Man fährt eigentlich die ganze Zeit durch privates Land um den Acadia Park herum. Man könnte an diversen Stellen wandern, aber uns gefällt es hier nicht so gut, denn wir wären wieder nur im Wald, der schon die Blätter weitgehend verloren hat und ohne Blick aufs Meer. Offenbar hat der Acadia NP eher die Funktion, dass die Bebauung nicht noch weiter fortschreitet und noch ein paar Fragmente der Küstenlandschaft erhalten werden. Spektakulär ist die Landschaft aber nicht. Also ab Richtung Portland. In Bucksport überqueren wir den beachtlichen Penobscot River auf einer neuen Hängebrücke. Daneben liegt Fort Knox. Nicht DAS Fort Knox mit dem Gold, Kentucky, sondern deutlich älter, benannt nach einem Herrn Knox, ehemaliger Kriegsminister. Da gehen wir mal rein und verbringen eine entspannte Stunde im Sonnenschein zwischen Kanonen und dicken Mauern. Kriegsmaschinerie eben. In Lincolnville biegen wir in die Camden Hills ab und laufen im gleichnamigen State Park auf den Bald Mountain. Oben hat man einen fantastischen Blick über die Penobscot Bay. Warum erwähnt man so etwas im Reiseführer nicht? Wieder am Auto zurück, kommen wir nicht weit. Am verwinkelten Megunticook Lake machen wir Pause an der boot ramp. Warum nicht noch das Kanu auspacken angesichts des guten Wetters? Also paddeln wir um 15:45 Uhr los und drehen eine Runde im Südteil des Sees. Nach einer Stunde sind wir wieder am Camper, weil es nicht so umwerfend spannend ist, und brauchen jetzt noch einen Übernachtungsplatz. Abermals kommen wir nicht weit, nur 500 m bis zur Barrets Cove, einem Strand am Megunticook Lake. Hier ist zwar von 10 bis 6 der Picknickplatz laut Schild geschlossen, aber wir hoffen, dass uns jetzt in der Nebensaison keiner vertreibt.
Übernachtung: Megunticook Lake, Barrets Cove
Wanderungen: Bald Mountain (6,5 km, 260 hm, 1:45 Std) – Lake Megunticook Kanutour (5,5 km, 1 Std)
Montag, 23.10.2017 – Pemaquid Point Lighthouse – Kanu-Tour in der Pemaquid Bay
Morgens ist es neblig. Wir fahren los, heizen kräftig ein und stoppen am Seven Tree Pond zum Frühstück. Dann fahren wir die Pemaquid Halbinsel bis zum Ende. Es geht meist bergauf und bergab durch dichten Wald mit wenig Blicken aufs Meer. Wir besuchen den Pemaquid Point Leuchtturm. Am besten dort sind die sehr außergewöhnlichen Felsen am Ufer des Atlantiks. Wir laufen kurz am weißen Pemaquid Beach entlang. In Pemaquid Harbor steuern wir die „boat ramp“ nahe eines alten Forts auf weitläufigem Gelände an und beschließen, hier zu bleiben. Endlich kann man einmal in Ruhe aufs Meer schauen, Museum und Restaurant haben geschlossen, es sind nur zwei Autos da. Das Ufer um die Pemaquid Bay ist zwar von Ferienhäusern zugebaut – macht aber nichts. Wir genehmigen uns Donuts und Chai Tee in der kurzen Sonnenzeit im Freien auf einer Bank – das war seit Tagen nicht möglich. Dann packen wir das Kanu aus und paddeln 8,5 km durch die Bay bis zum Ende. Der Pemaquid River soll hier einmünden, aber davon ist nichts zu sehen. Das Wasser reicht in natura deutlich weniger weit als auf der Karte! Trotzdem ist hier ganz nett und paddeln ist stressfrei. Um 15:00 Uhr sind wir wieder am Auto und packen alles ein. Dann ist Erholungszeit, es gibt noch einen Salat und wir schauen Bilder an.
Übernachtung: Pemaquid Bay
Wanderung: Kanutour in der Pemaquid Bay (7,8 km, 1:45 h)
Dienstag, 24.10.2017 – L.L.Bean – Portland Head Lighthouse – Fahrt in die White Mountains
Wir haben um 7 Uhr einen schönen Sonnenaufgang. Das war es dann aber heut e mit Sonne. Wir fahren die Pamaquid Halbinsel zurück nach Damariscotta und auf dem Hwy # 1 (ja, den gibt’s auch im Osten) nach Bath. Das Marine Museum macht erst um 9:30 Uhr auf und sieht auch nicht so spannend für unsere Interessenslage aus. Also weiter nach Freeport zum L.L.Bean Shop für Outdoor-Kleidung, US-weit bekannt wegen der Boots und der Bei-Nichtzufriedenheit-Geld-zurück-Garantie. Der Laden ist groß und professionell. Alle Klamotten sind aus El Salvador, Nicaragua, Indonesia, China oder Sri Lanka. Die Preise liegen im höheren Segment. Wir nutzen das Wifi, kaufen aber nichts. Nächster Stopp ist in Portland bei einer Bank of America, um unser lästiges Konto zu kündigen, was uns gehörig im Magen liegt nach allen Schwierigkeiten, die wir damit schon hatten. Doch die Kontoauflösung klappt überraschenderweise ohne Probleme und wir bekommen unsere Dollars bar ausgezahlt. Kein I’m so sorry, kein Cheque, man glaubt es kaum?! Gegenüber kaufen wir auf das freudige Ereignis gleich noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen ein. Dann auf zum AAA, die Karten für die Ostküste besorgen. Bei Two Fat Cats kaufen wir uns einen kalorienhaltigen Blaubeerkuchen und 4 Whoopy Pies (á 2,75$), die Spezialität von Maine, ein kleiner Schoko- oder Zimtkuchen mit Marschmallowcreme dazwischen – ganz nett, eben amerikanisch. Das Wetter wird immer schlechter und am Portland Head Lighthouse bei Cape Elizabeth werden wir ordentlich nass. Im Camper bei spürbarer Schräglage, aber mit Blick aufs Lighthouse, essen wir unsere Whoopy Pies und den Blaubeerkuchen. Aber jetzt auf nach New Hampshire in die White Mountains. Über Gorham, Cornish und Porter fahren wir in die Berge und verlassen nach 880 km Maine. Kurz nach der Grenze biegen wir an einen Marina am Ossipee Lake für ein spätes Mittagsschläfchen ab. Dann fahren wir noch bis ins Herz der White Mountains nach Conway. Der Hwy # 16 führt durch schöne Wälder, vorbei an schönen Seen. Leider sieht man nichts von den Bergen wegen der tiefhängenden Wolken. Da es immer dunkler wird, brauchen wir einen Übernachtungsplatz. Der NF Campground an der Straße hat natürlich zu mit Gate. Vor Conway biegen wir auf ein Sträßchen ab. Auch im Wald stehen noch zahlreiche Häuser, aber als wir laut Karte auf National Forest Gebiet sind, finden wir ein kleines Plätzchen neben der Dirtroad.
Übernachtung: White Mountain NF, Conway
Mittwoch, 25.10.2017 – White Mountains NF – Kancamagus Scenic Byway – Crawford North State Park – Arethusa Falls – Coliseum Falls – Ripley Falls
Es schüttet die ganze Nacht heftig. Wir schlafen schlecht, das Hörbuch ist kaum zu hören, so trommelt es aufs Dach. Morgens fahren wir ohne Frühstück los hinunter ins Tal und dann links auf den Kancamagus Scenic Byway entlang des Swift River. Der führt heftig Wasser und bildet 2 m hohe Stromschnellen: Hochwasser. Ob das im Herbst normal ist? Wir stoppen an den Lower Falls und der Rocky Gorge. Am Blackberry Campground füllen wir an einer Handpumpe mühsam um die 80 Liter Wasser über die wohlbekannte Eimer-und-Trichter-Methode auf. Dann biegen wir auf die Bear Notch Road ab, frühstücken und duschen am Swift River. Die Bewölkung nimmt uns jeden Blick auf die Berge. Ergo ist heute Wasserfall-Tag. Wir fahren über die Bear Notch Road nach Bartlett und entlang des Saco Rivers hinein in die White Mountains zum Crawford Notch State Park. Im Tal auf ca. 300 m Höhe gibt es noch Blätter, aber bei 500 m Höhe ist alles kahl. Direkt am Eingang zum State Park parken wir am Arethusa Falls Trailhead und laufen 6,3 km und 200 hm auf einem recht anspruchsvollen Trail über Steine und freiliegende Wurzeln zum beeindruckenden Wasserfall. Der führt natürlich auch ordentlich Wasser, viel mehr als auf den Fotos bei worldofwaterfalls.com. Zurück gehen wir den Bemis Brook Trail. Der Abstieg hinunter zum Bemis Brook ist extrem steil und rutschig. Unten kommen wir am Coliseum Falls an, der ebenfalls sehr sehenswert in mehreren Kaskaden herabfällt. Entlang des Bemis Brook geht‘s zurück, vorbei an den Bemis Falls (ganz nett). Ich erfrische mich in einem Pool unterhalb des Wasserfalls und wir sind nach knapp 2 Stunden wieder am Willy. 3 km weiter startet der nächste Hike zum Ripley Falls. Der hat auch viel Wasser – gut so, sonst wäre der Wasserfall nicht so toll. Mit Wasser kann man ihn aber schon ansehen. Der letzte Wasserfall für heute sind die Silver Cascades, die man direkt von der Strasse aus ablichten kann. Um 15:30 Uhr entscheiden wir uns, nicht über Brenton Woods und Lincoln zurück zum Kancamagus Scenic Byway zu fahren, da der eine, noch offene Campground im Tal nahe der befahrenen Straße liegt, sondern zurück nach Jackson zu fahren. Am Black Mountain in besiedeltem Gebiet suchen wir uns einen Übernachtungsplatz an der Dundee Road im National Forest an einem Pullout, nicht idyllisch, aber wir haben was.
Übernachtung: White Mountain NF, Dundee Road
Wanderungen: Arethusa Falls (6 km, 330 hm, 2,5 Std) – Ripley Falls (2 km, 100 hm, 0,45 Std)
Donnerstag, 26.10.2017 – White Mountains National Forest – Crystal Cascade – Glen Ellis Falls – Kancamagus Scenic Byway – Franconia Notch State Park – The Basin
Es regnet die ganze Nacht und den ganzen Tag. Es wechselt zwischen „rain“,“pouring rain“ und „heavy rain“. Aber meist ist es „heavy rain“. Entsprechend sehen die Flüsse und Bäche aus. Wir fahren auf dem White Mountain Highway hinauf bis zum Glen House, von wo die Straße auf den Mt. Washington abbiegt. Man hat es schon, sie ist geschlossen und man sieht rein gar nichts vom Berg. Wir laufen stattdessen zur Crystal Cascade und werden bis auf die Haut nass. Der Wasserfall ist nicht zu fotografieren. Wassermassen und Gischt verbieten es. Am Visitor Center nutzen wir das rare WiFi-Angebot und setzen und dafür hinein. Dann fahren wir 1/2 Meile zurück und laufen zu den Glen Ellis Falls. Wir werden wieder klatschnass. Der Weg ist ein Bachlauf. Der Wasserfall führt heftig Wasser und ist auch nicht zu fotografieren. Ok, wir geben auf, diese Wetter lässt sich nicht mal durch Wasserfälle schönreden. Wir fahren zurück über Jackson nach Conway und über den Kancamagus Highway nach Lincoln. Dort wollen wir die Sabbaday Falls anschauen – geschlossen wegen Trailrenovierung. Im Franconia Notch State Park wollen wir The Flume anschauen – geschlossen, der Trail ist bereits abgebaut, eingelagert und eingewintert. Wenigstens The Basin ist nicht geschlossen und ein netter Wasserfall mit Pool darunter bildet witzige Wirbel. Leider ist der State Park über die I-93 erschlossen und wir müssen nach Norden bis Franconia weiterfahren, da man nach Süden nicht auf den Highway kommt. Auf Scenic Byways fahren wir über Sugar Hill, wo wir im Sugar Hill Sampler – einem typischen amerikanischen Kitschladen in einer alten Barn, Mitbringsel kaufen. Wir kommen noch über Easton bis Beoutin Corner, wo wir auf die Long Pond Road abbiegen und bis zum Gate ca. 1 km von der Straße entfernt fahren, um schön ruhig im Wald zu übernachten.
Übernachtung: White Mountain NF, Long Pond Road
Wanderung: Crystal Cascade (1,4 km, 65 hm, 0,5 h) – Glen Ellis Falls (1,1 km, 45 hm, 0,5 h)
Freitag, 27.10.2017 – Green Mountains National Forest – Lake Champlain – Adirondack Park – Little Tupper Lake
Irgendwann mitten in der Nacht hört der Regen auf. Morgens sehen wir sogar blauen Himmel. Ohne Frühstück fahren wir los, wir wollen uns auf dem Weg nach Vermont einen sonnigen Platz mit Aussicht suchen. Leider dauert das, denn man kann kaum anhalten auf den schmalen und bergigen Straßen von New Hampshire und Vermont. Und man sieht aus dem Wald nicht raus! Wir verlassen also New Hampshire ohne Frühstück und queren nördlich von Bradford den Connecticut River. Bei Vershire Heights stellen wir uns vor einen Hydranten mit Haltebucht, vermutlich für die Feuerwehr, mit Blick über einen kleinen Wasserspeicher und Kühe in der Sonne und frühstücken. Über Chelsea, Randolph und Rochester fahren wir bergauf und bergab in die Green Mountains, die wir von Hancock nach Middlebury queren. Ganz nett, bewaldete Hügel eben. Leider sind alle Blätter schon von den Bäumen gefallen. Vermont ist sehr „rural“ hier. Die Dörfer sind winzig. Nach nur 150 km verlassen wir Vermont am Crown Point über die Brücke, die den Lake Champlain überspannt. Wir fotografieren die Brücke und das Champlain Denkmal. Hier gibt es auch noch wenige bunte Bäume. Über Port Henry fahren wir bis Westport am Lake Champlain entlang und biegen dann in die Andirondack Mountains ab. Das sind auch bewaldete Hügel, die Bäume stehen bereits kahl da. Bei Lake Placid, Olympia-Austragungsort, und Saranac Lake wird es zusehends voller. Die Landschaft ist unspektakulär, aber zweifelsohne mit hohem Freizeitwert: Wandern (im Wald), Skifahren, Radfahren, viele Seen. Wir bewegen uns fast immer auf Scenic Byways: Lake to Lock Scenic Byway bis Westport, High Peaks Scenic Byway bis Saranac Lake, Olympic Scenic Byway bis Tupper Lake. Aber man sieht zu wenig von der Landschaft und auch Tiere gibt es überhaupt keine, nicht einmal überfahrene. Um 16 Uhr biegen wir ab zum Little Tupper Lake und beziehen am See einen ruhigen Übernachtungsplatz. Um 18 Uhr haben wir sogar noch einen tollen Sonnenuntergang und sehen einen Biber oder eine Bisamratte im See schwimmen.
Übernachtung: Adirondack Park, Little Tupper Lake
Samstag, 28.10.2017 – Adirondack Park – Utowana Lake – Chittenango Falls
Draußen herrscht Frost. Im Camper sind es aber ohne Heizen noch 14 °C. Der Little Tupper Lake ist spiegelglatt und dampft. Wir frühstücken und sind um 9 Uhr on the road. An zahllosen Bergseen (fichtengesäumt oder mit laublosen Birken und Buchen) fahren wir vorbei durch ein paar Touristenörtchen (Long Lake, Blue Mountain Lake, Ruquette Lake). In Old Forge halten wir an und kaufen in einem Sammelsurium-Geschäft Geschenke. Als wir uns der I-90 bei Rome nähern, wird es flach und besiedelt. Auch der Gegenwind, nahezu Sturm, aus Südwest wird immer stärker und die Außentemperatur knackt die 20 °C Marke. Wir tanken und kaufen bei Walmart ein paar Lebensmittel. Dann fahren wir in den Chittenango Falls State Park. Hier sind einige Wochenendausflügler, so dass es schwierig ist, den tollen Wasserfall ohne Menschen zu fotografieren. Man muss schon ganz nah rangehen, damit es klappt. Auch Hochzeitsfotos werden gerade gemacht. Das Paar ist ganz ansehnlich, im Gegensatz zu den meisten Amerikanern, die immer noch dicker werden. Der Chittenango Creek ist eigentlich ein winziges Bächlein. Man glaubt nicht, dass mit so wenig Wasser im Flusslauf ein so toller Wasserfall entstehen kann. Wir bleiben ca. 1 Std. und fahren um 15 Uhr weiter nach Ithaca. Zunächst kurven wir im Tal des Chittenango Creeks nach Cazenovia und wählen anschließend die querfeldein Rural-Route über Truxton, Cortland und Dryden. Hier ist es ländlich und beschaulich mit Rinderfarmen. Die haben in der Vergangenheit schon bessere Tage gesehen, denn die z.T. riesigen, dreistöckigen Scheunen von 30 m x 25 m verfallen, während frühere Generationen sie nicht nur erhalten, sondern mit einem erwirtschafteten Plus sogar aufbauen konnten. Auf den nahen Höhenzügen ist es bewaldet. Es sieht eigentlich aus wie bei uns. Kurz vor Ithaca beschließen wir, dass wir die Ithaca Falls heute nicht mehr schaffen. Wir würden um 16:45 Uhr ankommen, müssten dann noch Fotos machen und uns einen Übernachtungsplatz nahe der Stadt suchen, den um 18 Uhr ist es stockdunkel. Also biegen wir spontan links ab, steil bergauf Richtung Mt. Pleasant. Entlang der Straße stehen zwar Häuser, aber am Ende einer Stichstraße finden wir einen ruhigen und schönen Platz, sogar mit Ausblick auf Herbstwald. Mal sehen ob man uns vertreibt! Vertreiben tut man uns nicht, aber anklopfen tut man. Ein Herr im Truck, der von sich selbst sagt, er kontrolliere das Gelände und schaue nach dem Rechten (Eigentümer? Sicherheitsdienst? Nachbar? Angestellter?), fragt nach dem Wer und Warum und nickt nach wenigen Minuten unser Anliegen ab, wir dürfen bleiben und stehen sehr ruhig.
Übernachtung: Ithaca, Mt. Pleasant
Sonntag, 29.10.2017 – Ithaca Falls – Buttermilk Falls – Enfield Falls – Lucifer Falls – Taughannock Falls – Watkins Glen – Mantour Falls
Abends beginnt es zu regnen und es hört nicht mehr auf. Wir frühstücken lange mit Bacon & Eggs, bevor wir nach Ithaca fahren. Hier gibt es ein großes College und eine Universität sowie einige historische Gebäude. Die Ithaca Falls liegen mitten in der Stadt. Wir parken an der Brücke über den Falls Creek und laufen in strömendem Regen auf gut ausgebautem Weg kaum hundert Meter hin. Es ist schwierig, ein vernünftiges Bild zu machen: Gischt von vorne, Regen von oben, Hoher Wasserstand im Abfluss. Aber es kommen ein paar nette Aufnahmen heraus: die Ithaca Falls sind sehr sehenswert. Nächster Stopp 5 km weiter sind die Buttermilk Falls im gleichnamigen State Park – nimmt man mit. Dann fahren wir in den Robert H. Treman State Park zu den Enfield Falls (ganz nett, fallen in einen Pool, der im Sommer zum Schwimmen genutzt wird) und den Lucifer Falls. Man könnte durch die tolle Gorge von den Enfield Falls 3 mi zu den Lucifer Falls laufen, wir fahren aber wegen der Witterungsbedingungen aussen rum und laufen die Enfield Gorge von oben zu den Lucifer Falls. Sowohl die Gorge also auch die Lucifer Falls sind absolut toll, was aber am vielen Regen liegt, da wirklich reichlich Wasser die Schlucht hinabfließt. 15 km nördlich liegt der Toughannock State Park mit den gleichnamigen Wasserfällen. Wir schauen uns die Toughannock Falls nur vom Viewpoint aus an. Es hört kurz fast auf zu regnen, so dass wir den Wasserfall auf die Ferne sehen können. Soger ein paar bunte Blätter sind noch an den Bäumen. Gut dass wir hergefahren sind. Auf dem Foto von wordofwaterfalls ist der Fall nur ein Trickle! Da es so schön ist, stoppen wir noch an den Upper Toughannock Falls, die praktisch unter der Zufahrtsstraße durchfallen. Auch schön! Jetzt haben wir 30 Minuten Fahrstrecke nach Watkins Glen. Im Watkins Glen State Park machen wir erst Mal Pause mit Blaubeerkuchen und laufen dann 2 Stunden auf einem aufwendig gebauten Trail durch die tolle Schlucht mit vielen Wasserfällen – sehr eindrucksvoll, ein 5 Sterne Ziel, das mit keinem Wort im Reiseführer erwähnt wird! Um 17 Uhr stoppen wir noch in Montour Falls bei den Chegaga Falls, die mitten in der Stadt liegen. Dann ist es höchste Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir machen uns auf den Weg Richung Letchworth State Park und wählen eine Route auf Nebenstrassen durch den Wald. Ein Schild zeigt zur Sugar Hill Recreation Area. Da fahren wir hin, immer weiter bergauf und parken schliesslich ruhig an einem Trailhead nahe des Funkmasten auf dem Sugar Hill.
Übernachtung: Townsend, Sugar Hill Recreation Area
Ein paar Worte zu den Entfernungen: Seit gestern sind wir mit Ithaca zum ersten Mal geographisch südlicher als Halifax, dem Startpunkt unserer Reise – nach vier Wochen und ca. 5.000 km Fahrtstrecke. Diese Landmasse ist einfach immer noch größer als man es ohnehin schon wusste.
Montag, 30.10.2017 – Letchworth State Park
Um 6 Uhr hört es entlich auf zu regnen, dafür kommt heftiger Sturm auf und Äste fallen auf uns herunter. Wir brechen daher um 7:20 Uhr auf und fahren bis Hammondsport, wo wir auf der Picknickarea am Keuka Lake frühstücken. Dann geht es weiter über die Interstate 86 nach Portageville zum Letchworth State Park. Der Canyon ist toll, die Herbstfärbung noch gut und als wir am Overlook stehen, kommt sogar die Sonne raus. Der Genessee River führt gehörig Hochwasser, die 3 Wasserfälle lassen sich unmöglich aus der Nähe fotografieren. Wir fangen bei den Lower Falls an und bewundern die gewaltige Strömung. Am Inspiration Point haben wir dann einen tollen Blick auf die Middle und Upper Falls. Die Middle Falls fotografieren wir soweit es wegen der mächtigen Gischt möglich ist. Dann fahren wir entlang der Gorge nach Nordosten den Park entlang und dann weiter über Pavillon, Batavia, Albion zum Ontario See. Mehrfach versuchen wir WiFi zu bekommen und Mails zu versenden. Letztlich klappt es bei McDonalds in Albion. Am Ontario See regnet es wieder und man sieht fast nichts. Wir biegen gar nicht erst nach Westen ab sondern fahren geradeaus weiter zum Point Breeze. Auf dem Parkplatz am Lighthouse bleiben wir über nacht. Wir hoffen, dass nicht zu viele Idioten heute nacht vorbeikommen.
Übernachtung: Lake Ontario, Point Breeze
Dienstag, 31.10.2017 – Niagara Falls
Es belästigt uns niemand an unserem Leuchtturm. Wir frühstücken noch und fahren um 8:30 los am Ufer des Ontario Sees zu den Niagara Fällen. Die Gegend ist landwirtschaftlich genutzt mit viel Obstanbau. Nur die Seegrundstücke sind durchgängig bebaut. Die Route ist nur mäßig scenic, da man nur wenig Blick auf den See hat und der ist auch nicht spektakulär. In Niagara Falls suchen wir uns einen Parkplatz und finden den bei den Niagara Rapids ca 500 m vom eigentlichen Parkplatz für PKW entfernt: kostenlos und recht abgelegen, so dass keine Pilgertouren zu unserem Auto einsetzen. Wir laufen zu den American Falls und den Bridalvail Falls. Man kann von der amerikanischen Seite halt nur von der Seite auf die Fälle schauen. Dann laufen wir über die Fussgängerbrücke auf Goat Island und zum Viewpoint für die Horseshoe Falls. Wir haben heftigen Gegenwind und entsprechende Gischt. Man kann praktisch kein Foto machen. Dann latschen wir zurück und reisen über die Rainbow Bridge zu Fuß nach Canada ein – kein Problem. Von der Brücke aus hat man schon einen tollen Blick auf alle 3 Fälle. Leider verlässt uns jetzt die Sonne, mit der aber ohnehin nicht zu rechnen war. Auf kanadischer Seite laufen wir dann am Canyonrand entlang bis zu den Horseshoe Falls. Der Blick aus Kanada ist um mehrere Klassen besser als aus den USA. Die kanadische Seite ist auch deutlich stärker bebaut als die amerikanische und der Verkehr führt direkt am Canyonrand entlang. Bei den Horseshoefalls haben wir wieder heftige Gischt, was aber auch am vielen Wasser liegt. Die Bilder im Visitor Center sind alle beim halben Abfluss gemacht, wie wir ihn heute haben. Auch ist das Wasser wegen der ergiebigen Regenfälle eher braun-grün als bläulich. Auf dem Rückweg haben wir Glück und nochmal für wenige Minuten ein paar Sonnenstrahlen. Wir beschliessen, keine der Amusementpark-Adventure Touren mitzumachen. Am ehesten wäre noch die Fahrt mit der Maid of the Mist in Frage gekommen, aber bei 6°C und starkem Wind ist die Gischt auf dem Boot auch kein Vergnügen. Die Niagara Fälle sind gewaltig aber nicht die schönsten Wasserfälle. Die touristische Erschliessung haben wir uns schlimmer vorgestellt, aber vielleicht hatten wir Glück, denn v.a. auf amerikanischer Seite war überhaupt nichts los. Zurück am Auto fahren wir durch Buffalo an den Eriesee. Die Strasse führt überwiegend durch völlig verwahrloste Schwerindustriegebiete mit halb zerfallenen Gebäuden. Auch entlang des Eriesee führt ein 4 spuriger Highway, von dem aus man kaum den See sieht. Zudem beginnt es zu schneeregnen. Wir biegen also ab nach Süden und fahren wieder ins ländliche New York. Über Collins und Gowanda erreichen wir den New York Amish Trail und kurz vor Dämmerung kommt uns bei Napoli auch noch ein Pferdekarren entgegen. Obwohl dünn besiedelt mit Bauernhöfen, wenigen Feldern und viel Wald gibt es keine Gelegenheit auf einen Übernachtungsplatz, da alles private property ist. Wir müssen bis zum Allegheny State Park fahren, wo wir von der 280 auf die Holts Run Road abbiegen und am Dead End einen tollen und ruhigen Platz im Wald finden.
Übernachtung: Allegheny State Park, Holts Run Road
Mittwoch, 1.11.2017 – Wild Pennsylvania
Nachts fängt es wieder an zur regnen und zu schneien. Zum Frühstück fahren wir an den Quaker Lake, sehen aber wegen des heftigen Schneefalls nichts. Wir stehen praktisch in den Wolken. Hier bleiben bringt nichts, also legen wir einen Fahrtag zur Pennsylvania ein. Zunächste geht es durch den Allegheny National Forest. Der einzige nennenswerte Ort, den wir passieren ist St. Marys. Nach St. Marys fahren wir auf dem Quehanna Scenic Hwy durch endlose hügelige Wälder, die auch ganz nett wären, wenn man denn etwas sehen würde. Bei Snoe Shoe treffen wir auf die I-80, fahren aber nur drunter durch und durch das nun landwirtschaftlicher geprägte Pennsylvania. Es beginnen zahlreiche von SW nach NO verlaufende Höhenzüge, die wir umschiffen und überqueren müssen. Einige sind ordentlich hoch 1500 bis 2000 ft und man hätte einen netten Ausblick von oben, z.B. am Waggoners Gap. In Carlisle passieren wir noch ein Städtchen, in Mt. Holy Springs tanken wir für 3,13$ pro Gal. Leider ist der Diesel in Pennsylvania teuerer als bisher. Hinter mt. Holy Springs fahren wir auf die sehr holprige und steile Ridge Road in den State Forest und parken an einer Ausbuchtung im Wald.
Übernachtung: Mt. Holy Springs, Ridge Road
Donnerstag 2.11.2017 – Amish County
Morgens um 7:15 bleibt ein Truck neben uns stehen. Wir lassen uns nicht beeindrucken und frühstücken. Um 8:30 kommen 2 State Trooper. Offenbar stehen wir auf Private Land, was aber nicht zu erkennen war. Aber kein Problem, solange man halt vom Land Owner nicht erschossen wird. Nachdem alles geklärt ist, holpern wir zurück nach Mt Holy Springs und fahren über Boiling Springs und York nach Lancaster, um die City auf dem Highway drumrum um nach Bird in Hand zu kommen, dem Zentrum der Amish Kultur. Wir kaufen ein paar Mitbringsel im Farmers Market und Brot, Whoopy Pies und Donuts in der Dutch Bakery. Wir sitzen bei 23°C in der schwül-warmen Sonne – unglaublich nach dem Schneeregen gestern. Dann touren wir langsam über die Nebenstrassen durch das Gebiet der Amish. Die wohnen erstaunlich ordentlich in grossen Häusern. Auf den Feldern wird mit 4 oder 6 Spännern gepflügt, geeggt und gesäät. Einige Häuser sehen aus wie andere wealthy houses, nur statt des SUV steht ein Buggy in der Garage. Auch haben die keinen Wäschetrockner, sondern die Wäsche wird aufgehängt. Gabelstapler ist ok. Handy auch. Insgesamt strahlt das Gebiet grosse Ruhe und Frieden aus, so dass wir uns sehr wohlfühlen. Wir sind auch ein bischen amish, nur eben ohne Gott. Dann stürzen wir uns ins Verkehrsgetümmel und fahren nach Delaware, vorbei an Wilmington bis Delaware City am Delaware River. Wir sind zur Rush Hour unterwegs und der Verkehr ist erheblich. Das sind wir einfach nicht mehr gewöhnt. Bei Delaware City ist der Fort Dupont State Park, der aber sehr geschrumpft ist (wenn man von der Kartenangabe ausgeht) und keinen Campground bietet. Wir stellen uns auf den grossen Parkplatz an der Boat Ramp.
Übernachtung: Delaware City, Port Dupont State Park
Freitag 3.11.2017 – Delaware Beaches
Wir fahren ohne Frühstück schon um 7.30 Uhr los uns parken am Augustine Beach. Hier hätten wir noch besser übernachtet, ruhig, toller Blick auf´s Atomkraftwerk. Um 8 Uhr geht die Sonne romantisch hinter dem Atomkraftwerk auf. Wir fahren nach Süden durch eine Mischung aus schöner Marschlandschaft und landwirtschaftlichen Flächen. Es ist ruhig und angenehm. In Dover schauen wir uns das erste Storage an. Ist ok, sieht sicher aus. Wir wollen nach Süden und bei Ocean View und Milsboro noch 3 Storages anschauen. Leider ist der Coastal Highway eine mehrspurige Schnellstrasse und je näher man an Rehoboth Beach kommt, desto schlimmer wird der Verkehr. Gut 10 Mi vor Rehoboth Beach beginnen die Shopping Center und es geht zu wie die Sau! In Rehoboth Beach stehen die Hotels und Motels am Strand, dann beginnen in Dewey Beach die Privathäuser. Wir fahren auf der vorgelagerten Sanddüne nach Bethany Beach. An der Indian River Marina könnte man toll auf den Strand fahren, aber anscheinend ist das nur mit Fishing Permit gestattet. Der Strand ist toll, lang und ziemlich leer. In Bethany Beach ist wieder alles voll mit Privathäusern. Wir schauen uns die 3 Storages an, alles nicht so toll. Bei McDonalds checken wir die Mails. Das Storage aus New Market hat einen Indoor Platz für uns. Der ist zwar teuer, aber wir reservieren ihn. Dann buchen wir gleich noch den Mietwagen. Somit wäre alles erledigt für den Rückflug und wir können uns noch ein paar schöne Date in Delaware und Maryland machen. Wir fahren nach Broadkill Beach. Der Strand ist toll, doch eintlang des ganzen Strandes stehen Privathäuser. Es gibt einen offentlichen Zugang zum Strand mit 5 Parkplatzen. Einer ist frei. Wir parken und gehen an den Strand. Schön hier! Am Parkplatz sind erstaunlicherweise keine Schilder, dass man nicht über Nacht parken darf. Also bleiben wir hier. Ich rede noch mit 2 Lokals, die meinen, dass wir wohl hier keinen stören würden. Nach den Steaks mit Hashbrowns laufen wir noch 45 Minuten am Strand entlang. Um 18.30 ist es dann wirklich dunkel und wir schauen noch ein paar Bilder an.
Übernachtung: Broadkill Beach
Samstag, 4.11.2017 – Blackwater National Wildlife Refuge
Nach dem Frühstück machen wir noch einen kurzen Strandspaziergang. Wir haben aber heftigen Wind und es ist recht kühl, so dass dieser etwas kürzer ausfällt als gestern abend. Dann fahren wir noch die Beachroad nach Norden und wollen zum Primehook Beach fahren, doch die Strasse endet vor einer Privaten Wohnsiedlung, deren Grundstücke gerade verkauft werden. Also zurück und einmal quer über die landwirtschafltich genutzte, flache Halbinsel nach Maryland. Wir machen einen Scenic Drive durch das Blackwater Wildlife Refuge (Wildlife Trail) und einen kurze Marsh Trail zu Fuß. Leider sind nur wenig Tiere da, wenigstens sehen wir zwei Weißkopfseealder auf einem Fischadler Horst. Da machen wir gleich Chai Tee Pause. Wir wollen noch mit dem Kanu im Marschland paddeln. Dazu gibt es 3 Kanutrails im Naturschutzgebiet. Wir wählen den Trail auf dem Blackwater River, doch der ist gross und breit und nicht eng durch das Marschland. Wegen der wenigen Tiere ist es ein bischen langweilig, so dass wir nach 6,4 km wieder zurück sind. Zum Übernachten fahren wir nochmal durchs nette Schutzgebiet und parken auf der Boatramp eines anderen Kanutrails an der wenig befahrenen Maple Dam Road.
Übernachtung: Blackwater National Wildlife Refuge
Sonntag, 5.11.2017 – Crocheron, Hooper Island, Thomas
Bis Mitternacht fahren erstaunlich viele Autos vorbei, danach ist es ok, dafür schüttet es mal wieder. Morgens fährt auch niemand, so dass wir bis 8 Uhr schlafen. Nach dem Frühstück fahren wir gemütlich durch das Marschland nach Süden bis ans Ende der Welt: Crocheron. Unterwegs sehen wir einige verfallene Häuser mit Geiern auf Kamin oder Giebel, In Crocheron sehen wir einen Golden Eagle, den wir mit unserem 500er Objektiv und Bildvergrösserung ganz gut ablichten. Unglaublich viele Geier begleiten uns auf dem Weg nach Hooper Island. Was die wohl alle fressen? Hooper Island ist leider nicht so schön naturbelassen und bis zum Ende der Strasse gut besiedelt. Auf der Swift Creek Road fahren wir nahe der Chesapeake Bay Richtung Cambridge. Wir müssen noch waschen. In Madison ist ein RV Platz mit Dauercampern. Die haben eine Waschmaschine und einen Trockner, die wir nutzen, nachdem wir uns im ausgestorbenen Nest Quaters beschafft haben. Dann beginnt der schwierige Teil: Übernachtungsplatz finden. Jede Strasse führt zu einem Privathaus. Wir brauchen gut 1 Stunde, um eine Public Boot Ramp zu finden – es hat ja jedes Haus seinen eigenen Bootsteg. Am Ende der Welt, an der Rugged Point Marina in Thomas finden wir endlich einen guten Platz direkt an der Chesapeake Bay. Wir haben Flut und Vollmond. Die Marina steht fast unter Wasser. Wir parken mit 2 Reifen 1 cm unter dem Meeresspiegel und 2 Reifen 1 cm über dem Meeresspiegel und hoffen, dass wir den Scheitelpunkt der Flut schon hinter uns haben.
Übernachtung: Rugged Point Marina, Thomas
Montag, 6.11.2017 – C&O Canal Historic Park, Potomac
Morgens um 5 Uhr lassen Fischer Ihr Boot zu Wasser und den Motor warmtuckern. Wir bleiben aber trotzdem konsequent bis 7.30 Uhr liegen. Dann fahren wir zurück nach Cambridge, eine eher ärmliche Siedlung mit vielen Schwarzen, tanken und fahren auf dem HWY 50 nach Queenstown, wo wir uns ein Reservestorage anschauen, das aber überhaupt nicht ist. Dann fahren wir über die Chesapeake Bay Bridge nach Anapolis. Hier ist es fürchterlich voll und die Leute fahren wie daheim. Wir flüchten auf Nebenstrassen und passieren eine Region mit vielen Gestüten, wo wir uns fragen, wohin die denn hier mit den Pferden reiten. In Clinton schauen wir uns noch ein Storage an. Das wäre als Notlösung ok, falls es morgen in New Market nichts wird. Dann fahren wir durch Downtown Washington auf dem Hwys, sehen aber ausser dem Lincoln Memorial nichts. Wir queren den Potomac und sind nach 10 mi wieder aus Washington draussen und in Virginia. Wir folgen dem Potomac meist durch Parks und Wälder auf dem George Washington Memorial Parkway und fahren dann auf den Georgetown Pike vobei an unfassbaren Nobelvillen zum Great Falls Park. Von den 3 Overlooks bestaunen wir die Great Falls of the Potomac und laufen noch an der Mather Gorge entlang. Um 15.30 wird es dann dringend Zeit, dass wir im vollen Washington einen Übernachtungsplatz finden. Campgrounds sind eher rar hier. Wir fragen im Visitor Center nach und die Volunteerin schickt uns nach Maryland auf die andere Seite des Potomac in den Chesapeake & Ohio Canal National Historic Park. Da fahren wir hin, wieder durch Traumvillengegend entlang beider Seiten des Potomac. Am Gate steht, open von Dawn till Dusk. Hmm. Wir fragen an der Entrance Station nach einem Campground. Es gibt aber nur walk in group campsites – toll. Ok, wir müssen ja nur parken und das müssen die Walk-in-ler ja auch. Ja, das geht, dafür braucht man ein Permit. Also ab nach Potomac ins nächste Starbucks und „C&O Canal Parking Permit“ gegoogelt, gefunden, kostenlos beantragt und per mail bekommen. Wir kaufen bei Saveway – dem ersten, dem wir begegnen – noch Hähnchenteile und Brot und fahren wieder in den C&O Canal Park und stellen uns ans Ende des riesigen Parkplatzes. Da wir schon hier sind, schauen wir uns kurz vor Dunkelheit die Great Falls of the Potomac noch von der Maryland Seite aus an. Abend im Auto hören wir nur ein fernes Rauschen des Potomac und Grillengezirpe. Ab und zu fliegt ein Flugzeug über uns, wir sind nur 18 km Luftline vom Dulles Intl Airport entfernt. Mit so einem ruhigen Gratisplatz war in Washington wirklich nicht zu rechnen.
Übernachtung: Great Falls of the Potomac
Dienstag, 7.11.2017 – Storage
Morgens ist es deutlich kälter geworden. Nach dem Frühstück sortieren wir Klamotten, Technik, etc. und packen unseren Rucksack und die beiden Tagesrucksäcke. Dann schauen wir den gestrigen Ordner und noch 2 fehlende aus Kanada an und haben somit alle Bilder bearbeitet. Um 11.30 Uhr fahren wir im jetzt heftigen Regen zum Flughafen und holen unseren Mietwagen bei Alamo, einen Nissan Verso. Wir stellen fest, dass am 5.11. die Sommerzeit endete und es erst 11.30 und nicht 12.30 Uhr ist. Auch ok. Bei dem Regen können wir uns Washington eh nicht anschauen. Also fahren wir getrennt nach New Market zum New Market Mini Storage. Das ist neu uns professionell. Wir mieten uns für $ 825,70 eine Garage mit 13`ft 1„in Höhe, 25 ft. Länge und stellen als alles Paperwork erledigt fest, dass das Tor doch nur maximal 11.7 ft hoch ist. Wir sind 12 ft und passen also nicht rein. Ok, wir könnten den Willi auch draussen lassen. Die Property Managerin ist aber flexibel und gibt uns eine 40 ft lange Garage mit 13`6„ Tordurchfahrt ohne Aufpreis. Dann fahren wir über Land zum Patuxent River State Park, um dort zu übernachten, obwohl wir nicht wissen, ob es dort einen Campground gibt. Die Strecke ist hügelig und eng, aber wäre nett, wenn es nicht so schütten würde. Als wir vermutlich auf Stateparkgebiet sind, parken wir auf einem Trailhead Parkplatz, der zwar nicht als solcher ausgewiesen ist, was aber passen sollte. Somit haben wir es bislang nicht geschafft, auch nur 1$ für Übernachtungsplätze auf dieser Reise zu bezahlen.
Übernachtung: Patuxent River State Park, Anapolis Rock Road
Mittwoch, 8.11.2017 – Rückflug