Lousiana’s Swamps [Louisiana]

Atchafalaya National Wildlife Refuge

Morgens stehen wir mit bester Laune auf, denn wir wachen direkt an einem breiten Wasserlauf auf, was Aussichten auf eine Kajaktour verspricht. Aber leider kommt es ganz anders, denn wir entdecken die Ursache dafür, warum uns National Wildlife Refuges immer so tierleer vorkommen. Hier wird abgeknallt, was das Zeug hält. Mitten im Gelände befindet sich ein privater Hunting Club mit einer Batterie an Jagdansitzen. Perverser geht es nicht und dieses System als „wildlife refuge“, also als „Zuflucht für Wildtiere“ zu titulieren, ist blanker Hohn. Auf einem Quadratmeter stellt man feigenblattmäßig Nistkästen für Wood Ducks auf, im Quadratmeter daneben knallt man sie ab. Tanja ist völlig frustiert, HP realistisch. Fazit: Wir paddeln nicht, sehen zwei Eulen, von denen sich eine sogar fotografieren lässt, und laufen einen kurzen Levee entlang als Spaziergang für Trixie.

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Atchafalaya National Wildlife Refuge, Louisiana
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Atchafalaya National Wildlife Refuge, Louisiana

Atchafalaya Basin – Kajaktour Indian Bayou

Im Atchafalaya-Basin-Welcome-Center an der Interstate bekommen wir endlich die Informationen, die wir suchen: Kajaktouren. Und wir lernen, dass das Atchafalaya Basin im Grunde ein riesiges Überlaufbecken für den Mississippi ist. So gesehen ist es wohl ein Glück, dass der Mississippi, wie gestern überall ersichtlich, Hochwasser führt. Dadurch ist genug übrig für das Basin, das ebenfalls von der Interstate aus sehr gut wassergefüllt aussieht. Wir entscheiden uns aufgrund der reichhaltigen Infozettel für einen Canoe-Rundweg nördlich der Autobahn auf dem Areal des U.S. Army Corps of Engineers, wo keine Airboats erlaubt sind. Tatsächlich steht alles megamäßig unter Wasser und wir können kaum erkennen, wo der „Kanal“, den wir laut Karte befahren sollen, aufhört und wo der Wald beginnt. Die Bäume stehen geschätzt 2-3 m unter Wasser. Solitär stehende Zypressen bereichern die Landschaft. Das Paddeln ist entspannt und wir genießen die Ausblicke. Wildlife macht sich rar (auch hier liegt der Hauptfokus auf Mord, inklusive Alligatoren-Abschuss), ein paar Reiher und Kormorane sind fliegend zu sehen, ein Fischadler, keine Crocs, keine Kröten. Wir hören aber grollende Laute irgendwo im überfluteten Wald, die von paarungsbereiten Alligatoren stammen könnten. Wir rudern bis zum See, wo der Gegenwind einsetzt und uns den gesamten Rückweg begleitet. Es wird anstrengend, zumal sich eine anvisierte Abkürzung als Rückweg als zugewachsen erweist und wir einen Extra-Bogen fahren müssen. Aber mit lahmen Armen nach 17,9 km kommen wir gut wieder am Startpunkt an.

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Atchafalaya Basin, Indian Bayou, Louisiana

Lake Martin

Beim Frühstück blicken wir auf moosbehangene Sumpfzypressen am Seeufer mit Brettwurzeln gleichen Stammverbreiterungen an der Basis. Wasserlinsen bedecken die glatte Oberfläche, malerisch. Wildlife gibt‘s erst mal keins, kein Wunder bei dem Dutzend Ansitz-Pontons auf dem See. Wieder Overkill… Den Lousianans scheint das Morden wichtiger zu sein als die Naturbeobachtung. Sie haben zwar mit dem Achafalaya Basin irre riesige, unbesiedelte Flächen zur Verfügung, aber schießen alles ab, was bei Eins nicht unter Wasser ist. Mit einer Ausnahme: Reiher. Von denen gibt es im Bald Cypress Forest am Lake Martin eine Brutkolonie = Rookery. Die Great Egrets sind jetzt Mitte März schon richtig fleißig und sitzen zu hunderten auf ihren Nestern. Ein merkwürdiger Anblick, die sonst so grazilen Vögel mit ihren langen Beinen, die sonst alles im Stehen erledigen, plump sitzend zu sehen. Stört die Tiere bestimmt auch… Zwischen den Great Egrets sind auch einige Rosa Löffler = Roseate Spoonbills zu sehen. Great und Little Blue Herons sind bestimmt auch mit von der Partie, auch wenn man sie im dichten, weit entfernten Gestrüpp nicht sieht. Richtigerweise darf man sich von März bis Juli der Kolonie nicht weiter nähern. Von der eigentlich anviesierten Kajaktour lassen wir angesichts der Nicht-Erreichbarkeit der Rookery auch vom Wasser her und der Mordwut auf alle übrigen Lebewesen ab.

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Lake Martin, Louisiana

Avery Island – Bird City

Der Anlass, das Firmengelände von Tabasco auf Avery Island zu besuchen, ist für uns nicht die weltweit vertriebene, scharfe Soße, sondern die Jungle Gardens mit ihrer Bird City, einer Brutkolonie für Reiher. Das Museum und die Fabrikgebäude schauen wir uns natürlich auch an, self guided mit Einblicken in den tatsächlichen Produktionsablauf. Die superscharfen, dunkelroten Chilischoten, Capsicum frutescens, werden am gleichen Tag der Ernte zermahlen, mit Salz aus dem eigenen Bergwerk auf Avery Island vermischt und drei Jahre in Holzfässern gelagert, die mit einer Salzlage auf dem Deckel versiegelt werden. Nach drei Jahren kommt Essig dazu, filtern, abfüllen, fertig, das gleiche Rezept seit 150 Jahren. Ein Produkt, ein Familienunternehmen, ein Paradebeispiel, wie Marketing funktioniert.

Der Sohn des Tabasco-Erfinders und Firmengründers hatte glücklicherweise ein Faible für seine Umwelt und legte auf dem riesigen Areal (2200 acres) Gärten an, in der alle Wildtiere vom Black Bear bis zum Alligator herzlich willkommen waren. Als evident wurde, dass das Abschlachten der weißen Reiher für Damenhüte zur Ausrottung führen könnte, zog er acht Küken von Hand auf, damit sie auf den Geburtsort Avery Island geprägt wurden. Sechs kamen nach dem Vogelzug im Frühjahr zurück und gründeten eine Kolonie, die bis heute existent ist. In den Infos ist allenthalben von den „Snowy Egrets“ die Rede, also dem kleinen, weißen Reiher. Die heutige Brutkolonie auf den künstlichen Holzplattformen im See wird aber ausnahmslos von „Great Egrets“, den großen, weißen Reihern genutzt. Snowy Egrets sehen wir keinen Einzigen… Egal, wo der Fehler nun liegen mag, die Kolonie der Great Egrets ist wunderbar, denn die Tiere lassen sich durch ihre menschlichen Betrachter nicht stören. Es ist viel Action, Nistmaterial wird herangeschafft, Nachbarn zanken sich, man paart sich oder sitzt regungslos auf den Eiern. Ein großer Dank an Herrn McIlhenny, der als Privatmann zur Rettung einer Art beigetragen hat, während der U.S.A. Fish and Wildlife Service seit nunmehr 10 Jahren tatenlos dabei zusieht, wie Millionen Fledermäuse am White Nose Syndrom sterben (Pilzerkrankungen in den Überwinterungskolonien) und ganze Kolonien ausgerottet werden, während man sich seitens der Fachleute in Infotafeln ergeht, anstatt irgendeine rettende Maßnahme zu ergreifen. Tragisch…

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Bird City, Jungle Gardens, Avery Island, Louisiana
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Bird City, Jungle Gardens, Avery Island, Louisiana

Rip’s Rookery – Jefferson Island

Auch Jefferson Island, ein weiterer Salzdom, mit den Rip van Winkle Gardens ist allein wegen der Bird Rookery auf unserem schwer erkämpften Zieleplan gelandet. Die Informationen, die wir im Welcome Center gesammelt haben, stellen sich für unsere Interessenslage als mehr oder weniger unbrauchbar heraus, wir suchen mühsam die Stecknadeln im Heuhaufen eines jagdwütigen Bundesstaates. Aber Rip‘s Rookery liegt günstig, nämlich vor den Toren der Gärten. Es sind nur wenige Vögel da, ausnahmslos Roseate Spoonbills, und sie scheinen noch nicht ins Brutgeschäft einzusteigen, sondern sammeln sich gerade. Sehr schön: Über den Damm, der den künstlich angelegten Teich mit den angepflanzten Brutbäumen in der Mitte staut, kann man rund um das Gebiet laufen.

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Rosa Löffler, Rip van Winkle Rookery, Jefferson Island, Louisiana

Rockefeller State Wildlife Refuge

Nach den Erfahrungen der letzten Tage in Lousiana, besteht eigentlich keinerlei Veranlassung mehr, ein National Wildlife „Refuge“ zu betreten, denn es ist sicher wieder leegeschossen. Trotzdem dreht HP um, um den Wildlife Drive im Rockefeller State Wildlife Refuge zu fahren. Und siehe da, es sind tatsächlich Vögel da. Von den Weißen Pelikanen sogar jede Menge, die in großen Gruppen rasten. Auch von drei Watvogelarten sind größere Schwärme vorhanden, Tanja sieht ein Nutria ins Salzmarsch-Gras huschen. Vorher und nachher fahren wir jedoch wieder meilenweit an beschönigend titulierten „camps“ vorbei, ramshackelige Jagdhütten, um dem Mord zu fröhnen. Auch hier an der vergessen wirkenden Südwestküste Lousianas wieder das Bild unendlich großer, unbesiedelter Landschaften bis zum Horizont, in denen die Tierwelt nicht sicher sein darf.

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Rockefeller State Wildlife Refuge, Louisiana

 

Unsere Bewertung

Attraktivität: **
Foto-Optionen: **
Aufwand: **

Anfahrt

2 WD

Wanderung:

divers

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