Vancouver Island – Die Insel der Wasserfälle
Mit Vancouver Island betreten wir Neuland – und erkunden bei Regenwetter gern die diversen Wasserfälle im Süden und in der Mitte der Insel.
Goldstream Falls [Vancouver Island]
Vom westlichen Umkehrpunkt des Campground Loops führen aufwändig gebaute Treppenstufen hinab zum kleinen, aber malerischen Goldstream Falls, der in eine baumumstanden Bowl (Schüssel) fällt und als Bach weiter plätschert. Am Trail entlang des Flussufers stehen einige ältere Douglasien und Cedars mit dicken, hohen Stämmen, die unteren Ast-Etagen dick mit Moos gepolstert, ein entspannter Wald-Spaziergang.
Niagara Falls [Vancouver Island]
Die Lage der schlanken Niagra Falls direkt am Transcanada Highway im Südosten Vancouver Islands‘ ist alles andere als romantisch, der Wasserfall sehr wohl. Er fällt fast senkrecht eine Halbröhre im Fels in dichtem, bemoosten Nadelwald hinab, die Wasserfracht versickert kaum 100 m später im Untergrund des Bachbetts. Parken kann man entweder am Visitor Center (praktischer zur späteren Rückkehr auf den Transcanada Highway) oder an einer Parkbucht. Unter dem Highway führt ein dunkler Tunnel hindurch in kaum 200 m zum Wasserfall.
Sandcut Beach & Waterfall
Ein gut ausgebauter Stufenweg führt hinab zum Sandcut Beach in einem Teilstück des Juan de Fuca Provincial Parks an der östlichen Südküste Vancouver Islands. Ohne Häuser, ohne Strommasten, ohne Boote. Für uns Europäer eine Idylle mit Seltenheitswert, für Canada vermutlich ein Strand unter tausenden (wir sind erst seit wenigen Tagen in Canada). Für uns stellt sich obendrein ein ganz anderes Highlight ein: die erste Schwarzbär-Sichtung. Eine Mutter mit einjährigem Jungtier. Die beiden sind leider im dichten Unterholz des Küstenwalds nur bruchstückhaft zu sehen, aber immerhin unsere ersten Bären am ersten Tag auf Vancouver Island. Doch auch das zweite Highlight kann sich sehen lassen. Ein Duo kleiner Wasserfälle, die direkt auf dem Pebble Beach landen und versickern. Es mündet kein Tropfen Süßwasser in den Ozean.
Sombrio Beach & Waterfall Slot Canyon
Entlang des Transcanada Highways an der Südostküste von Vancouver Island sind die eher rar gesäten Strandzugänge gut ausgeschildert. In einem der Teile des Juan de Fuca Provincial Parks liegt der Sombrio Beach, erschlossen über eine sehr gute, aber steile, kurvenreiche Dirt Road. Am Sombrio Beach erwartet einen nicht nur ein für Vancouver Island typischer Pebble Beach mit Driftwood, sondern ein verwunschener, Moos bewachsener Mini-Canyon mit Wasserfall. Auf den ersten Blick glaubt man, es handle sich bei der Engstelle sogar um eine Natural Bridge, aber sobald sich die Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben, sieht man, dass ein dicker Baumstamm die Lücke im Gestein schließt. Ein uriges Kleinod, in dessen Nähe man am Strand zelten und beim sanften Rauschen des Meeres im Schatten der Baumriesen die Zivilisation rasch vergessen darf.
Link/s zu den besten Fotos, Infos und Beschreibungen zu den Wasserfällen auf Vancouver Island, Canada, pdf.-Datei:
beitrag_upper_myra_falls
beitrag_sombrio_beach_falls_canyon
beitrag_sandcut_beach_falls
beitrag_niagara_falls
beitrag_lupin_falls
beitrag_lower_myra_falls
beitrag_little_qualicum_falls
beitrag_karst_creek_falls
beitrag_goldstream_falls
beitrag_englishman_falls
beitrag_elk_falls
Englishman Falls
Die Upper Falls im Englishman Provincial Park sind vom Parking Lot # 1 in wenigen Schritten erreicht. Sie fallen in mehreren Fahnen in eine solch‘ enge Schlucht, dass man den Eindruck hat, das Wasser stürze unwiderbringlich direkt ins Erdinnere. Doch ein Blick links der Brücke enthüllt einen normalen, wenn auch schmalen Flusslauf. Über einen sehr gut ausgebauten Rundweg sind die Lower Englishman Falls zu erreichen, die hinter einem großen Choke Stone herabfallen und somit zwar zu hören, aber im Grunde nicht zu sehen sind.
Little Qualicum Falls
Aufgrund massiver Dezember-Sturmschäden bleibt der Little Qualicum Falls Provincial Park 2019 bis Mitte Mai geschlossen, der untere Campground Loop voraussichtlich das ganze Jahr. Trotz des Hinweisschildes „no public access“, treten wir in die Fußspuren einiger Vancouver Islander, die sich zu Fuß zu den Fällen aufmachen. Die zusätzliche Strecke der Parkzufahrt ist überschaubar, alles in allem sind ca. 4 km zu den beiden Falls (Upper & Lower) und zurück zu investieren. Vor allem die Upper Qualicum Falls sind adrett mit ihrem zweistufigen Aufteilung und der Middle Bowl. Auf dem Rückweg begegnen wir einem Ranger, der bestätigt, dass das Betreten zu Fuß nicht verboten sei, aber es erfolge auf eigene Gefahr und werde wegen Baumbruch etc. nicht empfohlen. Egal, wir kommen ohne Schaden durch und können zwei weitere Vancouver Island Wasserfälle „eintüten“.
Elk Falls
Wie bei vielen Flusssystem in den USA (z.B. Twin Falls, Shoshone Falls), sind auch die Wasserwege rund um die Elk Falls auf Vancouver Island (Canada) in der Hand eines Stromproduzenten. Aber dieser erlaubt zum einen Besuchern den Zutritt aufs Gelände und zum anderen gesteht er dem natürlichen Wasserfall genug Wasserfracht zu, damit er ganzjährig existent bleibt. Der Abstieg zum Canyon des Elk Rivers ist sehr aufwändig mit Eisentreppen gestaltet und die Hängebrücke aus Stahlseilen und Metallplatten ist allein schon ein Erlebnis, der Blick auf den weißen Wasservorhang, der in den engen Canyon donnert, ohnehin.
Lupin Falls
Wasserfällle wie den Lupin Falls am Ostufer des Buttle Lake im Strathcona Provincial Park (Vancouver Island) gibt es vom Typus her viele, und doch besuchen wir sie immer wieder gerne mit ihrer beruhigenden Atmosphäre inmitten stiller Wälder, in diesem Fall aus hohen Red Cedar (Thuja plicata) und Douglasien (Pseudotsuga menziesii) bestehend. Das fensterklare Wasser des Lupin Creek‘ verwandelt sich in einen weißen, schmalen Vorhang, bevor es wenige Sekunden später wieder als durchsichtiger Strom weiterfließt. Der Hike ist kurz und eben, mehr als 15 Minuten braucht man nicht.
Karst Creek Falls
Die Hauptattraktion am Karst Creek (östliches Ufer des Buttle Lake, Vancouver Island) sind eigentlich gar nicht die Karst Creek Falls, sondern der Disappearing Creek, der wie aus dem Nichts entspringt und in einer unterirdischen Kalksteinhöhle ebenso plötzlich wieder verschwindet. Dieses Phänomen ist zwar spannend anzusehen, aber optisch weit weniger attraktiv als der Karst Creek Falls, der in ein Flussbett mit Moos bewachsenen Felsen und Baumstämmen mündet. Ein guter Rundweg auf federnden Nadel- und Moospolstern inklusive Boulder Hopping über den schmalen Karst Creek führt zum Fall sowie zur Quelle und zum Sink Hole des Disappearing Creeks.
Lower Myra Falls
Die Lower Myra Falls am Südende des Buttle Lake im (erreichbaren) Herzen des Strathcona Provincial Parks gefallen uns von allen gesehenen Vancouver Island Wasserfällen am besten. Die frühjährlichen Wassermassen stürzen im Mai in mehreren Stufen und Kaskaden zu Tal und sammeln sich in einem großen Becken im Kalkgestein. Das Wasser ist so rein und klar, dass es nur die Himmelsfarbe zu reflektieren scheint und türkisblau schimmert. Ebenso beeindruckend wie die Optik ist die Akustik. Wer keine Frostbeule ist, kann ein (sehr) erfrischendes Bad nehmen, empfindliche Naturen begnügen sich mit den feinen Gischtropfen im Gesicht zur Abkühlung. Der Trailhead zu den Lower Myra Falls ist sehr gut ausgeschildert, der Trail hervorragend ausgebaut, wenige hundert Meter hinab zum Wasserspektakel.
Upper Myra Falls
Der Trailhead zu den Upper Myra Falls (Lower Myra Falls siehe separater Beitrag) liegt auf dem Gelände einer Mine am Westufer des Buttle Lakes im Strathcona Provincial Park. Daher erfolgt die Anfahrt inklusive Security Check und strikter Routenführung. Der Hike führt auf gutem Pfad durch dichten Regenwald stets leicht bergauf und schnurstracks auf den Upper Myra Falls. zu. Leider ermöglicht das steile Terrain am Ende nur einen einzigen Blick von einer hölzernen Plattform auf den schmalen Wasserfall, eine One-View-Location nach gut 4 Kilometern Hinweg. Zurück geht es die gleiche Strecke bergab.
Lady Falls
Gerade im Frühjahr zeigt sich der Lady Falls auf Vancouver Island von seiner ganzen Pracht. Etwas zu viel vielleicht, denn wir stehen an einem windstillen Tag auf der einzigen Viewing Plattform in der Gischt, die in seKundenbruchteilen die Mensch (Brillen) und Maschine (Kamera) einnässt. Daher kann man immer nur kurz einen Schritt vortreten und einen Blick werfen, bevor man Linsen und Gläser von den feinen Tropfen befreien muss. Da der Hike kurz und hindernisfrei ausgebaut ist, lohnt sich ein Abstecher Richtung Gold River zum Lady Falls, der viele Blicke auf Seen bietet.