Racetrack

Vier Anläufe in vier Jahren brauchen wir, um zur Racetrack-Playa zu kommen, die im Death Valley National Park liegt. Dieses ausgetrocknete Seebett „features  sailing stones“. Wandernde Felsbrocken hinterlassen im Lehm deutliche Spuren (Abdrücke), doch bislang konnte niemand die Steine live bei ihren Bewegungen wie von Wunderhand beobachten. Es kursieren diverse Erklärungsmodelle, viele davon esoterischer oder extraterrestrischer Natur. Die für uns Realistiker plausibelste Erklärung: Wenn Nässe das Ton-/Lehmbett aufweicht, treibt starker Wind die Steine wie auf einer „schleimigen“ Rutschbahn über die Fläche. Denn nur bei aufgeweichtem Untergrund können die Steine bleibende Spuren hinterlassen. Mit dem Mietwagen lassen wir uns beim ersten Versuch vor vier Jahren von den Auskünften der Ranger sofort abhalten, überhaupt nur über die 27 Meilen lange Dirt Road (4 x 4-Allradantrieb) nachzudenken. Beim zweiten Anlauf vereiteln zwei Tage Dauerregen das Vorhaben, denn der Race Track ist bei Nässe nicht betretbar (Tonpfanne). Im dritten Jahr sind unsere Reifen so abgefahren, dass wir ihnen die scharfkantigen Steine der Piste zum Race Track und uns keinen Platten zumuten wollen (oder mehrere…). Und diese Jahr, im vierten Versuch blicken wir am Morgen auf…? Lassen Sie sich überraschen:

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Death Valley Nationalpark, California

Nachts passiert genau das, was nicht passieren darf: Es regnet. Tropfenweise, nicht gussweise, aber konstant. Über Stunden. Der Race Track wird sicher gerade geflutet… Ich schlafe entsprechend schlecht, denn schließlich habe ich letztes Jahr, als gutes Wetter war, die Fahrt zum Race Track vereitelt, weil mir unsere abgefahrenen Reifen nicht tauglich genug erschienen. Anstatt länger wach zu liegen und dem Regen zuzuhören, schalte ich um 3 Uhr das MacBook an und schreibe an den Buchkonzepten weiter. Danach klappt es noch mal mit einem Nickerchen, bis wir gegen 7:30 Uhr aufstehen. Der Blick aus dem Fenster zeigt das wahre Ausmaß der Niederschläge: Die Berge rundum sind schneebedeckt! Aber trotz aller Wetter-Widrigkeiten wollen und werden wir heute trotzdem einen Versuch wagen! Unsere Wohnkabine stellen wir ab, um mit dem Dodge allein mit Vierradantrieb unterwegs zu sein.

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Death Valley Nationalpark, California

Wir werden gleich am Ubehebe Crater mit seinen schwarzen Lavaflächen aufgehalten, denn der weiße Schnee steht in herrlichem Kontrast zur schwarzen Lava. Ein Blick auf die vor uns liegende Wegstrecke stimmt uns bedenklich. Weiter oben herrscht geschlossene Schneedecke. Mal sehen, wie weit wir kommen? Vorerst lenken uns prächtige, rote Kugelkakteen ab, denen der Schnee weiße Mützen aufgesetzt hat. Die Schneedecke auf der Dirt Road wird höher und höher. Aber sie bleibt griffig. Es kommen Joshuas (Yucca brevifolia) in Sicht. Die Schneeflocken haben sich in dicken Wattebäuschen zwischen ihren Blättern festgesetzt. Wann bekommen wir je wieder Joshuas im Schnee zu sehen? Langsam beginnen wir zu begreifen, dass wir heute etwas ganz Außergewöhnliches erleben dürfen. Da die Spuren im Schnee beweisen, dass vor uns bereits ein Fahrzeug durchgefahren ist, wagen wir uns weiter und weiter, denn fahrtechnisch gibt’s keine Probleme. Im Gegenteil: Auf dem Schnee fährt es sich wie auf einem Polster, das die Bedenken, auf scharfen Steinen einen Platten zu fahren, sanft unter sich begräbt.

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Racetrack Road – Joshua Tree – Death Valley Nationalpark – California

Die Joshuas begleiten uns bis kurz vor die Teakettle Junction, an deren Schild tatsächlich einige Teekessel hängen. Wenig später ist ein erster Blick auf die Playa (Seebett) im Tal zu erhaschen. Wir können nicht deuten, ob es sich bei den reflektierenden Flächen um Wasser, Schnee oder glatten Lehm handelt? Als wir die Playa erreichen, sieht sie nur leicht feucht aus, keine Wasserflächen. Ängstlich fahren wir bis ans südliche Ende: Werden wir zu den Race Tracks laufen können oder würden wir unduldbare Fußspuren im Lehm hinterlassen? Das Terrain ist fest! Und begehbar. Der Schnee beschränkt sich jetzt, bei steigendem Sonnenstand, nur noch auf die schattigen Flächen. Die ersten Steine kommen in Sicht. Sie sind klein und es sind ganz wenige. Enttäuschung? Nein, denn dafür sind ihre Spuren der „wandernden Steine“ viel, viel länger, als wir sie bislang auf Fotos gesehen haben. Bei manchen sind die Schleifspuren gut und gerne 100 Meter lang!!! Glücklich, dass trotz schlechtester Vorzeichnen heute alles gelingt, versuchen wir, die Tracks mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund so zu fotografieren, dass sie deutlich in Erscheinung treten. Schützenhilfe erhalten wir von der Feuchtigkeit, die sich in den Spuren der weiter hinten liegenden Tracks sammelt. Leider wird der Lehm doch noch sehr feucht und wir beginnen, in dem Bereich Footprints zu hinterlassen, wo die Steine vor ihrem Ursprungsfelsen am dichtesten liegen. Deshalb brechen wir ab und laufen außerhalb der Playa zurück, bereits die ersehnten Fotos im Gepäck.

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The Racetrack – Death Valley Nationalpark – California

Die Theorie, dass Wind die Steine nur dann auf der Fläche bewegt, wenn diese feucht oder gefroren ist, erscheint uns nach heutiger Inaugenscheinnahme plausibel. Allerdings ist die Feuchtigkeits-Variante logischer, da sich im aufgeweichten Lehm die vertieften Spur-Rinnen bilden können. Bei gefrorenem Seebett dagegen nicht. Die Steine vollführen auf ihrem Weg Kurven und manchmal sogar Kehrtwendungen, bei einigen führt ein gemeinsamer Ursprung zu zwei Enden, an denen je ein Stein liegt. Die Erklärung hierfür könnte sein, dass Eis die Steine zerbricht und die Teilstücke je nach Lage und Wind-Angriffsfläche beim nächsten Sturm in verschiedene Richtungen abdriften. Kurzum: Die Race Tracks haben keinen extraterrestrischen Ursprung, sondern sind die ganz natürliche Folge eines sehr außergewöhnlichen Zusammenspiels natürlicher Faktoren.

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The Racetrack – Death Valley Nationalpark – California

Nach diesen „Erkenntnissen“ fahren wir ein Stück zurück und laufen zum Grandstand, einer Felsformation mitten in der Playa, um hier eine Pause mit Muffins, Joghurt und Mandarinen einzulegen. Auch hier gibt es einige, wenige Steine, doch ihre Tracks sind kaum zu sehen, da der Lehm hier offenbar nicht so aufweicht wie am südlichen Ende. H.P. hat die Idee, den gegenüberliegenden Hang ein Stück hochzulaufen, damit wir die Playa aus der Vogelperspektive sehen und fotografieren können. Gesagt, getan. Danach machen wir mit Stativ und Selbstauslöser seit Ewigkeiten mal wieder Aufnahmen von uns beiden gemeinsam, und beschließen, den Sonnenuntergang nicht abzuwarten. Unser heutiges, übermäßiges Glück darf man nicht überstrapazieren! Außerdem wird es langsam voll. Inzwischen tummeln sich rund fünf Fahrzeuge beziehungsweise ihre Insassen an und auf der Playa.

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Racetrack Playa – Death Valley Nationalpark – California

Also treten wir um 15 Uhr den Rückweg an, der uns durch eine weitgehend abgetaute Landschaft führt. Die Joshuas stehen „oben rum“ grün wie immer da, nur um ihre Füße breitet sich noch ein dünner Schneeteppich aus. Auch am Ubehebe Crater ist es aus und vorbei mit der weißen Pracht. Fazit: Obwohl die 27 Meilen lange Dirtroad auf der Rückfahrt weitgehend schneefrei ist, ist die Fahrt im Vergleich mit vielen anderen Dirtroads, auf denen wir bislang unterwegs waren, ein Klacks. Man könnte mit einem Ford Mustang zum Race Track fahren… Hatten wir nur Glück? Oder versucht man, durch die Informationspolitik der „schlechten Pistenverhältnisse“ den Besucherandrang an diesem empfindlichen und einzigartigen Ort niedrig zu halten? Wer weiß, wie viele der „moving rocks“ schon von Leuten geklaut oder von „Spaßvögeln“ umgesetzt wurden? Gegen 17 Uhr laufen wir auf dem Mesquite Campground ein und finden unseren Camper auf seinen vier Stelzen wohlbehalten mit 68 °F Innentemperatur vor. Das Kochen wird heute schnell gehen (Krautnudeln), dafür wird das Bildersichten der heutigen Ausbeute einige Zeit mehr in Anspruch nehmen… Learned today: Niemals aufgeben!

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Tanja und HP at Racetrack Playa – Death Valley Nationalpark – California

Lage

Der Race Track liegt in einem abgelegenen Gebiet des Death Valley National Parks, California.

Unsere Bewertung

Attraktivität: *****
Foto-Optionen: *****
Aufwand: ****

Anfahrt

4 WD, HC, Beatty (CA): ca 91 mi, davon 27 mi Dirtroad

Wanderung

soweit man möchte; inklusive ausgiebiger Fotografie empfohlene Zeiplanung: 2-3 h auf der Playa

GPS-Daten

Abzweigung der Racetrack Road am Ubehebe Crater: 37°00’47“N 117°27’27“W
Teakettle Junction: 36°45’36“N 117°32’32“W
Grandstand: 36°41’35“N 117°34’02“W
Racetrack Viewpoint: 36°41’39“N 117°34’37“W
The Racetrack: 36°40’45“N 117°33’48“W

Bildergalerie

Karten