Für die Wanderung zur Subway im Zion National Park benötigt man ein Permit, eine Tageserlaubnis, die im Visitor Center ausgestellt wird. Das tägliche Besucherlimit ist zu unserer herbstlichen Reisezeit in der Regel nicht ausgeschöpft. In der Nacht vor der Wanderung zur Subway übernachten wir am Squirrel Canyon Trailhead nahe Hildale. Als Abkürzung in den Zion National Park hat sich H.P. die Dirt Road um den Smithonian Butte ausgeguckt. Die Straße ist anfangs ein landwirtschaftlicher Weg, im Mittelteil wird sie breit und gegravelt, das letzte Stück den Berg hinab ist miserabel, steil, mit losem Geröll und tiefen Rinnen. Aber wir kommen durch und sparen uns rund 80 km Umweg. Am Booth des Zion National Parks sagt man uns, das Backcountry Office habe ab 8 Uhr geöffnet, wir sind von frühestens 9 Uhr ausgegangen. Da es 8:15 Uhr Ortszeit ist, beeilen wir uns, im Visitor Center anzukommen. Hier erwartet uns leider eine Schlange an Interessenten für die Tagespermits zur Subway, aber wir bekommen für $ 10 zwei Tickets für den heutigen Tag. Um 8:45 Uhr sitzen wir wieder im Auto und beeilen uns zum North Fork Trailhead an der Kolob Reservoir Road. Um kurz nach 9 Uhr sind wir als viertes Auto vor Ort, packen den Rucksack, putzen die Weitwinkel-Kamera und frühstücken parallel. Um 10 Uhr sind wir auf der Strecke und haben rund sieben Stunden Zeit bis Sonnenuntergang.
Ich gebe mein Bestes, um zügig voranzukommen, denn die Zeitangaben im Internet für die Wanderung hin und zurück zur Subway belaufen sich auf 8 bis 10 Stunden. Wir müssen also eine Stunde einsparen, was für HP als Fitterer von uns beiden ein Leichtes sein wird. Der Abstieg in Serpentinen zum Fluss hinab ist katastrophal, steil, geröllig, kein Schritt gleicht dem anderen. Ein Umstand, der sich auch in der Folge nicht bessert. Im Tal ist der Trail zwar ausgetretener als bei unserem ersten Besuch vor fünf Jahren, aber trotzdem lässt er seine Gäste über Steine springen, über Boulder klettern, die steilen Ufer hoch- und hinabsteigen. Anstrengend auf ganzer Linie. Trotzdem sind wir in zwei Stunden reiner Laufzeit an der Subway.
Wir sind genau zur richtigen Tageszeit da! Denn die Sonne muss in die große Felsröhre, die einem überdimensionalen Eiskanal gleicht, hineinscheinen. Natürlich ist der Zeitpunkt hierfür im Jahresverlauf extrem unterschiedlich aufgrund des sich verändernden Sonnenstands in Verlauf und Höhenkurve. Doch hier und heute haben wir Glück und H.P. gelingt es mit Stativ, das türkisblaue Leuchten der Pools einzufangen, wie man es auf Fotos im Internet findet. Die Uhr zeigt 14 Uhr (unserer Zeitrechnung), die Sonne steht genau in dem Winkel, dass sie die linke Wand des Felskanals beleuchtet. Hier wird das Licht reflektiert und auf die Pools projiziert. Durch dieses indirekte, sanfte Licht werden die unwirklich kräftigen und zugleich zarten Farben erzeugt. Wir teilen uns die Szenerie mit vier anderen Fotografierenden und vier Besuchern. Man arrangiert sich wunderbar mit der Foto-Richtung, um sich nicht gegenseitig im Motiv zu stehen. Angenehm, wenn man auf Gleichgesinnte trifft, die ähnlich ticken wie man selbst.
Dann nimmt H.P. Ziel Nummer Zwei in Angriff, den Aufstieg aus der Subway hinaus nach oben, um zum North Pole zu gelangen. Ein großes Stammstück mit Gabelungen hilft H.P. über das erste Steilstück der senkrechten Felswand hinweg, während ich den Stamm unten sichere. Er bekommt mit den Fingern Halt in den Felsen und kann sich nach oben ziehen. Ich werfe H.P. das Kletterseil hoch, damit er es in den Karabinern einfädeln kann, die andere in den Fels eingeschlagen haben. Damit zieht er Kamera und Stativ nach oben. Doch leider dauert es kaum 10 Minuten, bis er bereits zurückkommt. Der Weg erfordere einen Sprung über einen mehr als einen Meter breiten Abgrund mit schräger, glatter Landefläche auf der anderen Seite, berichtet er. Zu gefährlich, allein und ohne Sicheerung. Doch meine bessere Hälfte wäre mit mir nicht seelenverwandt, wenn er so schnell aufgeben würde. Er steigt noch eine Felskante höher und findet eine Traverse ohne Sprung, um den Canyon weiter entlangzulaufen. Ich warte derweil frierend unten im Wasser, obwohl ich in alle Schichten, Handschuhe und Mützen eingemummelt bin, die wir mithaben. Nach ca. 40 Minuten ist H.P. zurück, mit Fotos vom Northpole auf dem Chip. Geht doch. Allerdings habe das reflektierende Licht gänzlich gefehlt, berichtet er. Aber egal, H.P. hat es geschafft hinzukommen. Hut ab!
Der Rückweg mausert sich, wie zu erwarten, zur Quälerei. Trotz der langen Pause in der Subway, während der sich die Muskeln, Gelenke und Sehnen erholen konnten, gehen bei mir die Energiereserven zügig zur Neige. Die ständigen Kniebeugen, die Schrägen bei jedem Schritt, das Auf und Ab an den Ufern kosten Kraft. Der letzte Anstieg in Serpentinen bis zum Parkplatz hinauf, wirft unweigerlich die Frage auf: Why am I doing this? Wir stehen um Punkt 18 Uhr am Auto und begrüßen unsere Trixie, die die ganze Zeit im Camper warten musste. National Park: no pets! Auf der Hinfahrt hatten wir im Tal außerhalb des National Parks bereits Camp-Möglichkeiten ausgemacht. Wir nehmen gleich den ersten, leider sehr schmalen Abzweig, die Zweige kratzen an der Karosserie, aber am Ende erwartet uns eine riesige, ebene Fläche für uns allein.
Lage
The Subway liegt in Utah im Zion National Park an der Kolob Reservoir Road (also nicht im Main Valley, sondern im Westen, Startpunkt der Wanderung ist der North Fork Trailhead.
Unsere Bewertung
Attraktivität: *****
Foto-Optionen: *****
Aufwand: ****
Anfahrt
2 WD, Springdale: ca 20 mi
Wanderung
schwierig, 7 Std., 14,1 km, 480 hm
GPS-Daten
Left Fork Trailhead: 37°17‘05‘‘N 113°05‘45‘‘
Ausstieg aus dem Canyon: 37°17‘20‘‘N 113°05‘08‘‘
Left Fork North Creek Cascades: 37°18‘31‘‘N 113°03‘22‘‘
The Subway: 37°18’33“N 113°03’08“W