Als botanisch Interessierte wundern wir uns sogleich über den Namen Helia Bravo Hollis. Ein Pflanzenname? Dann aber lateinisch unsauber dekliniert: Helia Brav-A Hollis oder Heli-O Bravo Hollis? Des Rätsels Lösung ist die berühmte, mexikanische Botanikerin gleichen Namens, die viele Kakteen benannt und über 50 Jahre in ihrem Fach gewirkt hat. Der nach ihr benannte Botanische Garten liegt im Reserva de la Biosfera Tehuacan-Cuicatlan, ein ca. 200 Quadratkilometer großes Tal, das mit Säulenkakteen regelrecht gespickt ist. Wie grüne, dicke Zahnstocher bedecken sie die Hänge, weit dichter als in Arizona oder auf der Baja. Wir sind einerseits nicht zur richtigen Jahreszeit vor Ort, denn die Büsche stehen alle kahl da und die Vegetation wirkt grau und wie abgestorben, ausgenommen die mexikanische Form des Palo Verde, Parkinsonia praecox, die im gelben Frühlingsflor steht. Und andererseits sind wir zur richtigen Jahreszeit da, denn mit beblätterten Büschen würde man die vielen, kleinen Kugelkakteen nicht sehen, die sich teilweise wie Bodendecker unter dem Schatten spendenden Gestrüpp verbergen und die in anderen Wüsten so selten sind. Neben den bis zu 15 m hohen, verzweigten Säulen-Kakteen Neobuxbaumia tetetzo – einem Namen, der wahrlich nicht vermuten lässt, dass es sich um einen Kaktus handelt – beeindrucken uns vor allem die Elefantenfüße namens Beaucarnea gracilis. Sie sind mehrere hundert Jahre alt, die beiden dicksten auf dem mit Wegen erschlossenen Areal ein halbes Jahrtausend: beeindruckend! Dank der Schilder können wir ein paar Agaven und andere Kakteen namentlich zuordnen und genießen die Ruhe und Abgschiedenheit des Botanischen Gartens, der heute nur von einer holländischen Reisegruppe besucht wird: Neobuxbaumia tetetzo – Pachycereus holionus – Cephalocereus columna-trajani – Agave stricta – Parkinsonia praecox – Beaucarnea gracilis
Link/s zu den besten Fotos, Infos und Beschreibungen zu Neobuxbaumia tetetzo im Botanischen Garten Helia Bravo Hollis, pdf.-Datei:
neobuxbaumia_helia_bravo_hollis_wilde-weite-welt
Cardon-Kakteen: Pachycereus weberi
Wer im Reserva Biosfera Tehuacan-Cuicatlan unterwegs ist, kann sie gar nicht übersehen: die riesigen Cardon-Kakteen. Anders als auf der Baja, wo die Cardons grün und mit wenigen, dicken Seitenarmen verzweigt sind (Pachycereus pringlei), ist diese Art im Bundesstaat Oaxaca (Pachycereus weberi) gräulich gefärbt und verzweigt sich an einem Punkt des Stamms so üppig, das der Name Kandelaber-Kaktus Gestalt bekommt. Man fragt sich spontan, wie diese Konstruktion statisch überhaupt halten kann, denn der Druck, den die massiven Schosse auf den Ansatz am Stamm ausüben, muss enorm sein. Die Cardons haben Glück, dass ihre Früchte zu Pulque Rojo verarbeitet werden, einem alkoholischen Getränk, ähnlich Pulque Blanco, der hingegen aus Agaven (maguey) hergestellt wird. Dieser Nutzen sichert den über ein halbes Jahrhundert alten Pflanzen ihr Überleben. Um den Nachwuchs der gigantischen Pflanzen ist es hingegen vielerorts nicht gut bestellt, man sieht kaum Sprösslinge am Boden, vielleicht deshalb, weil sie sich leicht ausgraben und als Zierpflanzen verkaufen lassen?
Link/s zu den besten Fotos, Infos und Beschreibungen zu Pachycereus weberi, pdf.-Datei:
pachycereus_weberi_wilde-weite-welt