Ocala National Forest und seine Wasserwege [Florida]

Blue Creek Run und George Lake

Da uns die Paddeltour auf dem Juniper Creek vorerst verwehrt ist (siehe morgen), suchen wir nach einer Alternative und finden sie in der Lake George Wharf / Boat Ramp am Südende des gleichnamigen Sees. Ein uncharmantes Fleckchen und wir sind uns unsicher, ob sich die Tour lohnen wird? Wird sie! Kaum sind wir um die erste Bucht herum, geht es in den Blue Creek Run, der mit frischen, makellosen Teichmummelblättern an den Rändern verziert ist. An den Ufern haben die Bäume bereits den ersten, frischgrünen Blattsatz entfaltet, alles sieht nach Frühling aus! Für uns Mitte Februar ein magischer Anblick. Fischadler-Paare = Ospreys besetzen die Schifffahrtsschilder mit Nestern und kreisen über den Wasserwegen, wir sehen mehr als 12. Überall nehmen schöne, große Wasserschildkröten auf Baumstämmen ein Sonnenbad, lassen sich aber ins Wasser plumpsen, sobald sie uns sehen. Hätten wir doch ein grünes und kein rotes Kajak nehmen sollen? Wir sehen die ganze, tagaktive Reiherschar, insgesamt geschätzt 50-70 Tiere, ca. 20 Anhingas = Schlangenhalsvögel und rund 10 Alligatoren. Jede Menge Wildlife also – leider haben wir nur das 110er Objektiv eingepackt, das Tele wäre hier voll zum Einsatz gekommen… Unsere Kajak-Tour dauert rund 3 Stunden und 12,8 km mit Trixie an Bord, die keine Begeisterung zeigt, sondern gelangweilt guckt oder schläft. Gelegentlich gibt es entlang des Blue Creek Run und St. Johns River kleine Feriensiedlungen mit angenehm unaufgeregten Häusern und Motorbooten. Auf dem Rückweg bläst uns bis und auf dem Lake George ein kräftiger Wind entgegen, wir werden ziemlich spritzwassernass und müssen uns ordentlich in die Riemen legen mit 20 kg dösendem Hundegepäck an Bord.

Juniper Creek

Da gestern alle der wenigen ca. 10 Parkplätze voll waren, fahren wir nach dem Aufwachen sogleich zur Boat Ramp und belegen einen der Plätze ganz in deutscher Tradition: das Handtuch frühzeitig auf die Sonnenliege legen. Nach dem Frühstück paddeln wir los: stromaufwärts. Ist aber weniger schlimm als es sich anhört, denn das klare Wasser des Juniper Creek fließt gemächlich. Trotzdem ernten wir von den stromabwärts „paddelnden“ Miet-Kanus bewundernde Blicke. „I like your style“, sagt einer, der im Sitz hängt und die Beine raushängen lässt. Vielen schauen wir dabei zu, wie sie sich rückwärts drehen und im Geäst verhaken. Das Flüsschen bleibt schmal und auch unsere Ruder bleiben wiederholt im Geäst hängen, wir ducken uns unter fast waagerecht wachsenden Sabal-Palmen hindurch und navigieren über Baumstämme und Sandbänke hinweg. An ein paar Ästen unter Wasser bleiben wir hängen, weil Tanja sie als Vordere und somit „Ausguck“ zu spät sieht. Aber unser Gummi-Grabner verzeiht die Patzer, weist nach den 18 km keine Scharten auf. Die Strecke bleibt romantisch und verwunschen, führt durch z.T. dichte Sabal-Bestände mit alten Sumpfzypressen. Wir paddeln rund 4/5tel der Strecke bis zur State Park Boat Ramp. Der Rückweg macht besonders Laune, denn er ist gratis.Wir müssen nur noch steuern, nicht mehr anschieben. Viele große Gelbwangenschildkröten nehmen am frühen Nachmittag ein Sonnenbad und geben schöne Fotomotive ab. Ansonsten wiederholen wir den gestrigen Fehler – und haben die falsche Kamera  dabei. Heute ist das 500er-Tele gesattelt, mit dem sich zwar die wenigen Wiltiere, nicht aber die schöne Landschaft einfangen liess…

St. Johns River bei Blue Springs und Snake Creek

Nachdem wir einer 12-köpfigen Gruppe Deutscher 70 Minuten während unseres Frühstücks dabei zugeschaut haben, wie sie sich für den Einstieg in ihre gemieteten Kajaks bereit gemacht haben, lassen wir unser Grabner um 9:45 Uhr zu Wasser mit Trixie an Bord, denn hier sind seit langem keine Verbotsschilder für Pets. Um es vorweg zu nehmen: Wir paddeln heute im Zickzack und Kreis, so dass in Summe 19 gemütliche  Kilometer zusammenkommen. Denn es gibt unglaublich viel zu sehen – und zu fotografieren. Große Schwärme Weiße Ibisse, Reiher aller Arten am laufenden Meter, Waldstörche, Alligatoren, Schildkröten und Limpkins = Rallenkranich, eine bedrohte Vogelart, deren Rufe wie Kinderschreie klingen. Wir hatten die Töne bereits gestern Abend gehört, aber nicht zuordnen können. Große Eulen rufen in den Wäldern, Kingfisher tauchen nach Fischen, Kormorane und Schlangenhalsvögel trocknen ihre Schwingen. Wir müssen mal durchzählen, wie viele Arten wir heute gesehen haben und das in immensen Kopfzahlen, fantastisch.

Dass wir im Kreis fahren liegt daran, dass wir zunächst einen Seitenarm des St. Johns River erkunden und einen geraden Kanal entdecken. Am anderen Ende paddeln wir nur wenig nach Norden und nehmen den nächsten Kanal zurück, der bereits mit treibenden Wasserpflanzen zuwächst. Einige große Alligatoren veranlassen uns zu spontanen Bremsmanövern, um den Revierbesitzern Raum zu geben, uns auszuweichen. In einem Fall ist die verbliebene Wasserfläche jedoch so schmal, dass weder Alligator noch wir hätten ausweichen können. Wir landen an und prüfen, ob wir das Kajak eine kurze Strecke über Land  tragen können, um die „Gefahrenstelle“ zu umgehen. Bis wir alles ausgekundschaftet haben, taucht der Gator inmitten der dichen Wasserpflanzeninseln auf und der Kanal ist frei für uns. An dessen Ende fahren wir Richtung Einsetzstellen zurück – und entdecken dabei den Eingang zum Snake Creek, der in der Karte als nicht passierbar eingezeichnet war. Wir kommen mit dem Kajak aber prima durch die Wasserpflanzenmatten hindurch und paddeln in der Folge den gesamten Snake Creek hinauf. Mit der Folge, dass wir anschließend in weitem Bogen zur Boat Ramp zurück müssen und dabei weite Teile der morgendlichen Strecke abermals fahren. Was aber gar nichts macht, denn es wimmelt von Leben. Ein scheinbar intaktes Ökosystem mit kompletten Nahrungsketten, einfach genial.

Unsere Bewertung

Attraktivität: ****
Foto-Optionen: ****
Aufwand: ***

Anfahrt

2 WD

Wanderung:

keine

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